Pro Jahr emittiert die Königliche Familie Englands fast 8.000 Tonnen CO2 - und erhält dafür scharfe Kritik von Umweltschützern.
Alles in allem sind die Briten doch ganz zufrieden mit ihrem Königshaus. An die verschiedenen Schrullen der Windsors, wie sie gerade im hoch gelobten Kinofilm "The Queen" zu sehen sind, hat man sich gewöhnt. Auch Thronfolger Prinz Charles, dem viele Landsleute lange Zeit einen Öko-Spleen unterstellten, genießt wieder mehr Respekt. Mehr noch: Viele Briten geben zu, dass der "Grüne Prinz" mit seinen Ideen Recht haben könnte. Es ist, als ob die Briten mit ihrem neu entdeckten grünen Gewissen sogar die Deutschen überholen wollten.
Jeder kann eigenen CO2-Ausstoß berechnen
Die Sorge vor einer
Klimakatastrophe hat sich in London zu einem Mega-Thema entwickelt, über das
bei allen Gelegenheiten gesprochen wird. Auf den Wandelgängen des Parlaments
ebenso wie auf Partys oder beim Abendessen, wenn Kinder ihre Eltern einer
Befragung unterziehen, was die eigene Familie eigentlich gegen den
Treibhaus-Effekt unternimmt. In den Londoner Blättern finden sich lange
Tabellen, mit denen jeder seinen "persönlichen" Ausstoß am Treibhausgas
Kohlendioxid (CO2) berechnen kann.
Außerdem haben die Briten derzeit ein sichtbares Vergnügen daran, den "Carbon Footprint" ("CO2-Fußabdruck") ihrer Prominenz zu ermitteln. Die Königsfamilie schneidet dabei nicht besonders gut ab. Der "Daily Mirror" listete auf, dass die Windsors bei Urlaubs- oder Dienstreisen sowie mit der Heizung ihrer Immobilien pro Jahr fast 8.000 Tonnen CO2 in die Welt setzen. Zum Vergleich: Der Wert für eine britische Standardfamilie liegt unter elf Tonnen.
Prinz Andrew schlimmster Umweltsünder
Schlimmster
Umweltsünder unter den Royals soll Charles' Bruder Andrew sein, der wegen
seiner Vielfliegerei schon länger den Spitznamen "Air Miles Andy" trägt. Am
besten schnitten die jungen Prinzen William und Harry ab, die beide
allerdings noch keinen eigenen Haushalt haben und wegen ihres
Militärdienstes nur eingeschränkt reisefähig sind. Die Queen, von der
bekannt ist, dass sie gerne mit dem Geländewagen durch die schottischen
Highlands kutschiert, bekam auf einer Zehnerskala die Durchschnittsnote 5.
Angelegenheit peinlich für Prinz Charles
Besonders peinlich
entwickelt sich die Angelegenheit aber für Charles, der wegen seines
vermeintlich vorbildlichen Engagements für den Umweltschutz nächste Woche in
New York mit dem "Global Environmental Citizen Prize" ausgezeichnet werden
soll. Leider kam heraus, dass er zur Entgegennahme des Preises mit einer
20-köpfigen Delegation einfliegen will. Schnell rechneten Umweltschützer
vor, dass der 58-Jährige mit seiner Entourage allein durch seine Flugreisen
pro Jahr für 32,5 Tonnen CO2 verantwortlich ist.
"Grüner Ausschuss" bei den Royals
Zur
Entschuldigung führte der Prinz an, dass er in den USA noch andere Termine
habe. Außerdem sagte er aus Umweltschutzgründen seinen üblichen Skiurlaub in
der Schweiz ab - was aber auch mit den Schneeverhältnissen zusammenhängen
könnte und der Tatsache, dass Ehefrau Camilla bisher nicht als große
Skifahrerin in Erscheinung getreten ist. Als weitere Reaktion wurde bei den
Royals ein "Grüner Ausschuss" ins Leben gerufen, der auf Öko-Belange achten
soll.
Kritik an Premier Blair
Die Windsors sind aber nicht die
einzigen, die unter der verschärften Öko-Kontrolle zu leiden haben. Auch
Premierminister Tony Blair, der gerne den engagierten Mahner vor der
Klima-Katastrophe gibt, wird wegen eines einwöchigen Urlaubstrips nach
Florida kritisiert. Er rechtfertigte sich damit, dass ein Verzicht auf
Fernflüge "ein bisschen unpraktikabel" sei. Im regierungsamtlichen "Guide
For A Greener Livin" ("Führer für ein grüneres Leben") wird allerdings
empfohlen, lieber Urlaub auf der britischen Insel zu machen.
Zumindest da hat die Queen ein reines Gewissen. Der große Familienurlaub findet seit jeher jeden Sommer auf Schloss Balmoral in Schottland statt. Dieses Jahr wieder.