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Österreich bereitet sich vor

Erster Fall von Affenpocken in Deutschland bestätigt

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Wie das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München mitteilt, wurde das Virus bei einem Patienten zweifelsfrei nachgewiesen. 

Die Affenpocken breiten sich weiter in Europa aus. Am Freitag wurden zwei erste Fälle der seltenen Virusinfektion in Belgien bekannt. Sie wurden von Virologen in verschiedenen Städten festgestellt. Der flämische Sender VRTNWS berichtete allerdings, dass beide Patienten dieselbe Party besucht hätten. Ein erster Fall wurde indes auch aus Deutschland gemeldet, ebenso aus Australien und Frankreich. In Österreich war bis Freitagmittag noch keine Infektion nachgewiesen.

Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München habe am Donnerstag erstmals in Deutschland bei einem Patienten mit charakteristischen Hautveränderungen das Affenpockenvirus zweifelsfrei nachgewiesen, teilte der Sanitätsdienst der Bundeswehr am Freitag mit. Die erste infizierte Person in Belgien, die in Antwerpen diagnostiziert wurde, ist Behördenangaben zufolge nicht ernsthaft erkrankt und befindet sich mit ihrem Partner in Isolation. Bei dem zweiten Fall handelt es sich um einen Mann aus der Region Flämisch-Brabant, wie der Virologe Marc Van Ranst aus Leuven auf Twitter mitteilte. Auch er soll nicht ernsthaft erkrankt sein. In Spanien stieg die Zahl der Infektionen inzwischen um 14 auf insgesamt 21 Fälle, wie die Behörden in Madrid mitteilten.

Noch kein Fall in Österreich

In Österreich wurde bisher kein Fall gemeldet, die Gesundheitsbehörden bereiten sich aber vor: Das Contact Tracing soll im Fall des Falles mit Anfang kommender Woche startklar sein, erfuhr die APA. "Aktuell werden Falldefinitionen und -abgrenzungen erarbeitet, um im Rahmen einer Meldepflicht ein adäquates Fall- und Kontaktpersonenmanagement umsetzen zu können", hieß es aus dem Gesundheitsressort, das zudem im Lauf des Freitags den Bundesländern, den Fachgesellschaften sowie Ärztinnen und Ärzten ein Informationsschreiben übermittelte, das in den Gesundheitseinrichtungen zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und Sensibilität gegenüber der an sich sehr seltenen Infektion beitragen soll.

Fälle von Affenpocken waren bereits in Großbritannien, den USA und Portugal bekanntgeworden, ebenso aus Spanien, Italien und Frankreich. Australien meldete am Freitag einen ersten Fall bei einem männlichen Reisenden, der vor kurzem aus Großbritannien zurückgekehrt war. In Kanada wurden zwei Fälle in der Provinz Quebec gemeldet, die ersten bestätigten Infektionen in dem Land. Die Behörden gehen zudem 17 Verdachtsfällen nach.

Symptome

Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge, die meist im Gesicht beginnen und sich auf den Rest des Körpers ausbreiten. Die Krankheit verläuft in der Regel mild. Bei Affenpocken handelt es sich um eine seltene Viruserkrankung, die von Tieren - vermutlich vor allem von Nagetieren - auf Menschen übertragen werden. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber bei engem Kontakt möglich. Die Viruserkrankung tritt hauptsächlich in West- und Zentralafrika auf und nur sehr selten andernorts, was die gegenwärtigen Ausbrüche ungewöhnlich macht.

Die Krankheit trägt den Namen Affenpocken, weil der Erreger 1958 erstmals bei Affen 1958 in einem dänischen Labor nachgewiesen wurde. Fachleute vermuten, dass das Virus eigentlich in Hörnchen und Nagetieren zirkuliert, Affen - und Menschen - gelten als "Fehlwirte". Am stärksten gefährdet sind laut dem deutschen Mediziner Norbert Brockmeyer Menschen, die sexuelle Kontakte zu vielen verschiedenen Menschen haben. Das Virus könne aber grundsätzlich auch bereits bei engem Körperkontakt übertragen werden, insofern hält er auch in der Allgemeinbevölkerung Vorsicht für ratsam. "Es darf aber keine Hysterie entstehen. Die Affenpocken werden gut kontrollierbar sein."

"Es ist ja leider so, dass wir in Deutschland eine Riesenpopulation haben, die nicht gegen Pocken geimpft worden ist - insbesondere im sexuell aktiven Alter", sagte Brockmeyer. Das Potenzial an Infektionen durch den Erreger sei damit deutlich größer als etwa noch vor 20 Jahren. Je nach weiterer Entwicklung müsse man Pockenimpfungen in Erwägung ziehen. Deren Wirkung, die ein Leben lang anhält, hat laut AGES nämlich auch vor den Affenpocken geschützt. Dank der Impfung konnte die WHO die Pocken schließlich für ausgerottet erklären, auch in Österreich wurde 1981 die Pocken-Impfpflicht aufgehoben. 

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