Bei der Entschärfung alter Munition muss etwas unsachgemäß erledigt worden sein. Mehreren Detonationen fielen zahlreiche Menschen zum Opfer.
Nach der Serie von Explosionen in einem Waffenlager in Albanien schließen die Justizbehörden einen kriminellen Hintergrund nicht aus.
Verbrechen nicht ausgeschlossen
Derzeit würden mehrere Spuren
verfolgt, erklärte Staatsanwältin Ina Rama am Montag. Als mögliche Ursachen
für die Explosionen wurden nach ihren Angaben auch Sicherheitsmängel oder
Fehler bei der Wahl des Ortes für die Entschärfung von Waffen und Munition
in Erwägung gezogen.
"Wucht wie Atombombe"
Albaniens Präsident Bamir Topi
forderte eine gründliche Aufklärung der Explosionsursache. Die Wucht der
Explosion am Samstag sei mit der einer Atombombendetonation vergleichbar
gewesen - "eine Atombombe ohne Radioaktivität", sagte Topi.
Elf Tote
Bei den Explosionen in dem Lager für Altwaffen nahe der
albanischen Hauptstadt Tirana kamen nach neuen Angaben mindestens elf
Menschen ums Leben. Rettungskräfte bargen am Montag die verbrannte Leiche
eines dreijährigen Kindes. Das Kind sei nur wenige Meter von seiner
ebenfalls getöteten Mutter entfernt gefunden worden. Im Krankenhaus von
Tirana erlag eine 19-Jährige ihren schweren Brandverletzungen.
13 Menschen wurden noch vermisst, die Behörden rechneten deshalb mit einer weiter steigenden Opferzahl. Die Rettungsarbeiten dauerten trotz heftigen Regens an, das Gebiet um den Explosionsort war weiträumig abgesperrt. Nach Angaben von Spezialisten befand sich auf dem Gelände nicht explodierte Munition, was die Arbeiten zusätzlich erschwerte.
Munitionsvernichtung NATO-Bedingung
Die albanische Regierung
stellte für die Angehörigen der Opfer Entschädigungen in Höhe von 17.000
Euro in Aussicht. Unter den Toten und Verletzten waren nach Angaben von
Augenzeugen viele Frauen und Kinder. In dem Munitionsdepot halfen
Mitarbeiter einer US-Firma im Auftrag der NATO der albanischen Armee bei der
Vernichtung alter Waffenbestände aus der kommunistischen Zeit. Laut
Verteidigungsministerium lagern in dem Land noch 100.000 Tonnen alter
Munition. Deren Vernichtung ist eine der Bedingungen der NATO für eine
Mitgliedschaft Albaniens in dem Militärbündnis.
Der aktuelle OSZE-Vorsitzende, der finnische Außenminister Ilkka Kanerva, hat Albanien Hilfe bei der der Vernichtung der alten Waffenbestände angeboten. Man sei bereit, Expertenhilfe zu leisten und die albanischen Behörden bei der künftigen Vermeidung derartige Geschehnisse zu unterstützen.
Auch Österreich hilft
Das Albanische Rote Kreuz hat mit der
Unterstützung der Betroffenen begonnen. Die Evakuierten und deren Familien
erhalten Lebensmittel, Wasser und psychologische Hilfe. Die
RK-Niederlassungen riefen die Bevölkerung zu Blutspenden für die
Verbrennungsopfer auf. Das Österreichische Rote Kreuz steht mit Medikamenten
und medizinischen Hilfsgütern bereit.