Neue Migrationswelle an Italiens Mittelmeerküste

Italien: 1200 Migranten in Lampedusa angekommen

Teilen

Die Migrations-Situation auf Lampedusa spitzt sich erneut zu.

In Italien ist die Zahl der übers Mittelmeer ankommenden Bootsmigranten stark gestiegen. Alleine auf der kleinen Insel Lampedusa kamen am Wochenende etwa 1200 Menschen in mehreren Booten an, wie die Nachrichtenagentur ANSA am Sonntag berichtete. Lampedusa liegt zwischen Nordafrika und Sizilien. Seit Beginn des Jahres kamen nach einer Zählung des Innenministeriums insgesamt mehr als 10.700 Migranten nach Italien.

Viele Migranten auf dem Weg

In den vergangenen Wochen hatten auch private Seenotretter beobachtet, dass sich wieder sehr viele Migranten in Schlauchbooten und kleinen Holzschiffen auf den Weg in Richtung Europa machen, oft von Libyen aus. Vor einem Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt gut 4.100. Rechte Parteien, darunter die mitregierende Lega von Ex-Innenminister Matteo Salvini, warnten vor "Tausenden illegalen Einwanderern". Salvini forderte am Sonntag ein Krisengespräch mit Ministerpräsident Mario Draghi.

Schiffsblockade gefordert

Rechtsparteien forderten ein Treffen mit Italiens Premier Mario Draghi, um die Migrationsproblematik zu besprechen. Die Oppositionspartei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) forderte eine Schiffsblockade, um die Migrationsbewegungen zu stoppen. Ein erstes, 20 Meter langes Boot mit 325 Menschen an Bord wurde acht Seemeilen von Lampedusa lokalisiert. Es wurde von der Küstenwache bis zur Insel begleitet.

An Bord eines zweiten Bootes, das fünf Seemeilen von Lampedusa gesichtet wurde, befanden sich 90 Migranten verschiedener Staatsangehörigkeiten, darunter ein Neugeborenes. Die Migranten wurden im Hotspot der Insel untergebracht. Die Küstenwache rettete außerdem ein in Seenot geratenes Fischerboot mit 398 Personen verschiedener Staatsangehörigkeiten an Bord, darunter 24 Frauen und sechs Kinder. Hinzu trafen zwei weitere Boote ein, wie die Behörden mitteilten.

Die Hilfsorganisation Alarm Phone berichtete, dass ein weiteres Boot mit 96 Menschen an Bord in maltesischen Gewässern um Hilfe gebeten habe. An Bord würden sich auch Kinder befinden, berichtete die Organisation.

Sea-Watch-Schiff festgesetzt

Unterdessen setzten die sizilianischen Justizbehörden Medienberichten zufolge erneut ein deutsches Rettungsschiff der Hilfsorganisation Sea-Watch fest. Bei einer Kontrolle der "Sea-Watch 4" seien zu viele Rettungswesten an Bord gefunden worden. Das Abwassersystem des Schiffes sei nicht für eine so hohe Anzahl von Aufgegriffenen ausgelegt, teilte die Behörde mit.

Aktivisten bezeichneten die Inspektion als Vorwand, um das Schiff festzusetzen. "Wir hoffen, dass die Behörden uns nicht an der Ausfahrt ins zentrale Mittelmeer hindern werden, mit absurden Anschuldigungen, an die wir uns bereits gewöhnen mussten", erklärte Sea-Watch Italien.

Ein weiteres Schiff der Organisation, die "Sea-Watch 3", war im März von der italienischen Küstenwache im sizilianischen Hafen Augusta beschlagnahmt worden. Auch in diesem Fall berief sich die Behörde auf Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen.

Die Hilfsorganisation Alarm Phone forderte unterdessen Hilfe für drei Boote in maltesischen Gewässern. "Eine Rettungsaktion könnte rund 230 Menschen vor der Gefahr des Ertrinkens retten", erklärte sie.

530.000 Menschen über Seeweg nach Italien

Der Seeweg über das Mittelmeer gilt als eine der wichtigsten Routen für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa. Nach einer Zählung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind fast 530.000 Menschen seit Anfang 2015 auf diesem Weg nach Italien gelangt, darunter etwa 6.000 seit Jahresbeginn. Die Route zwischen Nordafrika und Sizilien ist jedoch zugleich eine der gefährlichsten Flüchtlingsrouten. Seit Jänner sind mehr als 8.600 Menschen in Italien angekommen, 65 weitere in Malta. 359 Menschen starben nach Angaben der IOM.

Zwischen 2015 und 2017 hatte Europa Hunderttausende Menschen aufgenommen, von denen viele vor Armut und Konflikten in Afrika und dem Nahen Osten flohen. Der Umgang mit dem Thema spaltet immer noch die europäischen Regierungen und hat einwanderungsfeindliche Stimmungen auf dem ganzen Kontinent angeheizt. 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.