Ärzte fordern in Italien, tote Frühgeburten zu reanimieren. Die Emotionen kochen hoch. Föten würden zu Versuchsobjekten, warnen Forscher.
In Italien kocht erneut die Debatte über die Abtreibung auf. Gynäkologen aus Rom haben am Wochenende ein Dokument veröffentlicht, in welchem sie sich für Reanimationsmaßnahmen von toten Frühgeburten aussprechen. Dies solle auch gegen den Willen der Mutter erfolgen. Es sei wichtig, das ungeborene Leben in allen Phasen zu schützen, hieß es im Dokument. Der Appell wurde von vier römischen Krankenhäusern unterschrieben.
Hitzige Diskussionen
Der Appell der katholischen Gynäkologen
sorgte für hitzige Diskussionen. Laut Gesundheitsministerin Livia Turco sei
die Kampagne der katholischen Ärzte "grausam". Sie warnte, dass
Reanimationsversuche von Frühgeburten um jeden Preis oft große Schäden für
den Fötus bedeuteten. Die Föten seien der Gefahr ausgesetzt, zum Objekt
grausamer lebensverlängernder Maßnahmen und neuer Experimente zu werden.
Angelus-Gebet: Papst nimmt Stellung
Auch der Vatikan schaltete
sich in die Debatte ein. Der Papst hat beim Angelus-Gebet auf dem
Petersplatz am Sonntag vom "Tag zugunsten des Lebens" der italienischen
Kirche profitiert und mit den Worten "Das Leben muss stets verteidigt
werden, sowohl vor der Geburt als auch in der Sterbephase" erneut einen
rigorosen Appell gegen die Abtreibung gerichtet. Auf dem Petersplatz waren
unter den rund 40.000 Gläubigen zahlreiche Mitglieder von kirchlichen
Lebensschutzorganisationen anwesend.
"Dem Leben dienen"
Der Papst unterstrich, dass "die
zivilisierte Kultur eines Volkes anhand seiner Möglichkeiten gemessen wird,
wie dieses Volk dem Leben dienen kann. Jeder soll gemäß seinen eigenen
Möglichkeiten, seinem Beruf und seiner Kompetenz sich immer dazu berufen
fühlen, das Leben zu lieben und ihm zu dienen. Dies gilt von seinem Anbeginn
bis zu seinem natürlichen Ende." Die Bedeutung des Lebens käme insbesondere
in der Familie zum Vorschein.