Er hat Krebs

Lockerbie-Attentäter Megrahi kommt frei

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Megrahi hat Krebs im Endstadium. Der Lockerbie-Attentäter wird nun begnadigt.

Der krebskranke libysche Lockerbie-Attentäter Abdelbasset Ali al-Megrahi soll Medienberichten zufolge Haftverschonung erhalten. Der wegen des Anschlags auf ein US-Linienflugzeug über Schottland verurteilte Megrahi solle in seine Heimat zurückgebracht werden, berichteten die Fernsehsender BBC und Sky News Mittwoch ohne Angabe von Quellen. Die schottische Regionalregierung spielte die Berichte als "Spekulation" herunter.

Der 57-jährige Megrahi werde voraussichtlich nach einer Ankündigung des schottischen Justizministers Kenny MacAskill kommende Woche von Schottland nach Libyen gebracht, berichteten die BBC und Sky News. Die schottische Regionalregierung hatte im Juli bekanntgegeben, Megrahi habe um Haftverschonung gebeten. Bereits im Mai hatte Libyen die Rückführung Megrahis unter Verweis auf ein kurz davor mit Großbritannien geschlossenes Abkommen zum Gefangenentransfer beantragt. Vergangene Woche besuchte MacAskill Megrahi in der westschottischen Haftanstalt Greenock. Zudem nahm der Justizminister Kontakt zu Angehörigen der Lockerbie-Opfer auf.

Fatenmonat Ramadan
Die BBC berichtete, es gebe einen Konsens darüber, dass Megrahi zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan kommende Woche wieder in Libyen sein solle. Die Berichte stießen bei einigen Angehörigen britischer Lockerbie-Opfer auf Zustimmung, die Megrahis Verurteilung für nicht rechtens halten. So sagte Jim Swire, dessen Tochter bei dem Anschlag starb, Sky News, es sei "unmenschlich", Megrahi weiter in Haft zu halten. Es spräche für Schottland, ihn nach Hause zurückkehren zu lassen, sagte Swire weiter.

Ein Sprecher der schottischen Regionalregierung sagte allerdings, es sei noch keine Entscheidung wegen Megrahi gefallen - "weder zum Antrag auf Haftverschonung noch zum Abkommen über den Gefangenen-Transfer". Es handle sich bei den Berichten um reine Spekulation. Justizminister MacAskill hoffe aber darauf, noch im August zu einer Entscheidung zu gelangen. Ein libyscher Regierungsvertreter sagte in Tripolis, eine Einigung über eine Entlassung Megrahis befände sich in der Schlussphase. Es gebe jedoch eine bilaterale Vereinbarung, keine offiziellen Stellungnahmen abzugeben, ehe Megrahi wieder nach Hause komme.

270 Tote
Der ehemalige Geheimdienstagent Megrahi war 2001 als Drahtzieher des Attentats auf eine PanAm-Maschine über dem schottischen Lockerbie zu 27 Jahren Haft verurteilt worden. Bei dem Attentat im Dezember 1988 mit 270 Toten handelt es sich um den bislang schwersten Terroranschlag in Großbritannien. 189 Tote waren US-Bürger.

Megrahi beteuert seine Unschuld und hat zwei Mal Berufung gegen das Urteil eingelegt, sein erster Antrag war allerdings bereits 2002 gescheitert. Ende April eröffnete ein Gericht in Edinburgh aber ein neues Verfahren, nachdem eine Kommission Anzeichen für einen Justizirrtum erkannt hatte.

Vergangenes Jahr wurde Prostatakrebs bei Megrahi diagnostiziert. Nach Angaben seiner Anwälte ist das Krebsleiden in fortgeschrittenem Stadium. Megrahis Frau Aisha sagte vor einigen Monaten, ihr Mann schwebe bereits in Lebensgefahr. Megrahi muss eigentlich noch mindestens sechs Jahre im Gefängnis verbringen.

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