Trotz Vorwürfen durfte er weiter Messen lesen

Missbrauchsvorwürfe: Pfarrer soll ''Lieblingsministrant'' gefesselt haben

Teilen

Schwere Missbrauchsvorwürfe gegen Pfarrer Peter W. Er soll seinen damals erst 15 Jahre alten ''Lieblingsministranten'' gefesselt und missbraucht haben. 2016 gab es weitere Missbrauchsvorwürfe, geändert hat das allerdings nichts: Er durfte weiter Messen lesen. 

Pfaffenhofen. Schwere Vorwürfe gegen Pfarrer Peter W. (56).

2008 begann alles: Der Pfarrer soll damals seinen erst 15-jährigen Lieblingsministranten gefesselt und anschließend missbraucht haben.

Ganze 13 Jahre lang schwieg der Geschädigte. Grund dafür: Scham.

13 Jahre lang schwieg der Geschädigte wegen Scham

Vor den Schutzbefohlenen erklärte er im Prozess gegen den Pfarrer: „Ich hatte Schuldgefühle und Angst“. Auch beschreibt er die damalige Beziehung zu dem Pfarrer.

Peter W. soll vorerst wie eine Vaterfigur für ihn gewesen sein, die ihm wohl gut tat, da er eine schwere Zeit in der Schule durchmachte. Der Pfarrer hätte ihn nicht nur getauft und ihn als Ministrant an seine Seite geholt, sondern wäre wohl auch mit ihm Shoppen gefahren.

„Als ich ihm sagte, dass ich ins Fitnessstudio gehe, wollte er meinen Muskelaufbau ver­messen. Dafür sollte ich mich bis auf die Unterhose auszie­hen. Alle ein bis zwei Monate maß er mit einem Maßband an Armen, Beinen und Brust­korb nach“, zitiert die "Bild" den schwer traumatisierten 30-Jährigen bei seiner Aussage.

Staats­anwältin Alexandra Engel spricht einen weiteren Vorwurf gegen den Angeklagten: "Damit Sie sehen konnten, wie stark der Ge­schädigte sei, musste sich dieser auf eine Liege legen. Nur in Unterhose wurde er an den Handgelenken gefesselt und aufgefordert, sich zu be­freien.“ Fünf Minuten lang sei das Op­fer dann unter der Unterhose massiert worden.

Der Pfarrer selbst leugnet die Vorwürfe vehement und legte gegen einen Strafbefehl über vier Monate Eisspruch ein.

Daher nun der Prozess.

Bereits 2016 gab es Miss­brauchsvorwürfe gegen Pfarrer Peter W. Ausgerechnet während des Fronleichnamsgottesdiensts wurde sein Rauswurf als Stadtpfar­rer von Pfaffenhofen verkün­det.

Auffällig: Die Hälfte von 100 Ministranten soll in der Pfarrzeit von Peter W. den Dienst quittiert haben.

Es änderte nichts

Doch nichts geschah, die Vorwürfe ließen sich nicht erhärten und Peter W. wurde schließlich einfach der neue Pfarrer in Elchingen bei Neu-Ulm (Bayern).

Bis sich ein Ministrant beim Kirchenaustrittsgespräch einem weiteren Geistlichen anvertraute. Die Kripo fand schließlich bei einer Hausdurchsuchung einschlägige Videos mit Doktorspielen junger Männer.

Bereits am 13. März will Amtsrichterin Katharina Laudien das Urteil verkünden. Messen lesen darf Peter W. derzeit nicht. 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.