Das 9-jährige Mädchen war von ihrem Stiefvater schwanger. In Brasilien herrscht Empörung über die Entscheidung der Kirche.
Nach der Abtreibung von Zwillingen bei einem neunjährigen Mädchen in Brasilien hat die katholische Kirche Mutter und Ärzte exkommuniziert. Trotz der Natur des Falls müsse die Kirche an ihrer Ablehnung des Schwangerschaftsabbruchs festhalten, verteidigte Erzbischof Jose Cardoso Sobrinho am Donnerstag die Entscheidung. Das Kind war vermutlich von seinem Stiefvater vergewaltigt worden. Außerdem stellte die Schwangerschaft nach Ansicht der Ärzte ein ernstes Risiko für das 36 Kilogramm schwere Mädchen dar.
Emörung über Erzbischof
"Das Gesetz Gottes steht über
allen menschlichen Gesetzen", erklärte der Erzbischof in einem Interview mit
dem Fernsehsender Globo. Gesundheitsminister Jose Gomes Temporao reagierte
empört: Er sei schockiert über das, was dem Mädchen geschehen sei und
geschockt über die Position des Erzbischofs, sagte er.
Abtreibungen eigentlich verboten
Abtreibungen sind in Brasilien
illegal. Ausnahmen sind möglich, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist,
das Kind keine Überlebenschance hat oder die Mutter Opfer einer
Vergewaltigung war und die Schwangerschaft noch nicht die 20. Woche
überschritten hat.
Stiefvater in Haft
Der Stiefvater des Mädchen sitzt seit
vergangener Woche unter dem Verdacht der Vergewaltigung in Haft. Die
Abtreibung wurde in der 15. Schwangerschaftswoche in einer
Universitätsklinik vorgenommen.
Ähnlicher Fall im Süden des Landes
Im Süden Brasiliens
wurde unterdessen ein ähnlicher Fall bekannt. Ein elf Jahre altes Mädchen
sei nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung durch seinen Stiefvater im
siebenten Monat schwanger, berichtete die Zeitung "O Globo". Das Kind liege
in einem Krankenhaus für Hochrisikoschwangerschaften. Der Stiefvater sitze
im Gefängnis.