Nach einer Zwangsverheiratung mit einem 28-Jährigen hatte das Mädchen gegen ihren Ehemann und ihren Vater geklagt. Jetzt geht sie wieder zur Schule.
Im Jemen hat sich ein neunjähriges Mädchen mit seinem Antrag auf Scheidung durchgesetzt. "Ich bin erleichtert, jetzt geschieden zu sein und wieder zur Schule gehen zu können", sagte die neunjährige Nojoud am Dienstag nach der Verkündung des Urteils durch ein Gericht in der Hauptstadt Sanaa.
Klage gegen Ehemann und Vater
Das Mädchen hatte gegen seinen
Vater und seinen Ehemann geklagt. Ihr Vater habe sie vor zweieinhalb Monaten
gezwungen, einen 28-jährigen Mann zu heiraten, berichtete Nojoud. Sie habe
einen Ehevertrag unterschreiben müssen. Erst sei ihr gesagt worden, sie
werde bis zum Alter von 18 Jahren bei ihrem Vater wohnen bleiben. Doch eine
Woche nach der Vertragsunterzeichnung hätten ihre Eltern ihr befohlen, bei
ihrem Mann zu wohnen.
Sie werde nun bei ihrem Onkel mütterlicherseits wohnen, sagte Nojoud. Ihren Vater wolle sie nicht sehen. Der Vater sagte während der Anhörung, er habe sich zur Verheiratung seiner Tochter gezwungen gesehen. "Ich habe sie mit ihrer Einwilligung verheiratet, weil ich Angst um sie und meine anderen Kinder hatte."
Keine Einwände gegen Scheidung
Ein Mann habe vor einigen
Jahren seine älteste Tochter entführt, später habe seine Tochter ihren
Entführer aber geheiratet, berichtete er. Derselbe Mann habe dann eine
seiner jüngeren Tochter entführt, obwohl diese verheiratet und Mutter von
vier Kindern gewesen sei. Der Mann sei dafür ins Gefängnis gekommen. Nojouds
Ehemann betonte vor Gericht, er habe das Mädchen nicht geschlagen. Gegen die
Scheidung erhob er keine Einwände.
Nojouds Anwältin Shatha Nasser sagte, Nojouds Schicksal sei im Jemen sicher kein Einzelfall. "Ich glaube, es gibt tausende ähnlicher Fälle." Der Anwältin zufolge fordern Bürgerrechtsgruppen im Jemen die Festlegung eines Mindestalters für die Eheschließung auf 18 Jahre. Bisher gibt es im Jemen keine Regelung für ein Heiratsalter.