Basilika Sankt Paul

Papst eröffnete zwölfte Bischofssynode in Rom

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Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag mit einer feierlichen Messe die zwölfte Bischofssynode in Rom eröffnet.

Der Gottesdienst fand wegen des diesjährigen Paulus-Jahres nicht im Petersdom, sondern in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern statt. Insgesamt nehmen rund 400 Bischöfe, Geistliche und Experten an dem dreiwöchigen Treffen teil, das unter dem Motto "Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche" steht. Auch der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, nimmt an der Synode teil.

"Gläubige müssen mehr die Bibel lesen"
Der Papst rief in seiner Predigt die Gläubigen auf, häufiger und intensiver in der Bibel zu lesen. "Wer die Heilige Schrift nicht kennt, kennt auch nicht die Kraft und Weisheit Gottes. Unkenntnis der Heiligen Schrift ist Unkenntnis Christus'", zitierte Benedikt aus dem Werk des Heiligen Hieronymus aus der Frühzeit des Christentums. Nach den Worten des Papstes kann nur das Wort Gottes das Herz des Menschen tiefgreifend verändern. "Deshalb ist es wichtig, dass sich die einzelnen Gläubigen und Gemeinden stärker damit vertraut machen", sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.

Zugleich attackierte Benedikt XVI. die "moderne Kultur": Nationen, "die einst reich an Glauben und Berufung waren, verlieren unter dem todbringenden und zerstörerischen Einfluss einer gewissen modernen Kultur ihre Identität", sagte der Papst in seiner Predigt in der romanischen Basilika. Das Kirchenoberhaupt beschrieb den typischen Vertreter dieser Kultur als denjenigen, "der beschließt, dass 'Gott tot ist', und sich selbst zum Gott erklärt, der sich für den einzigen Meister seines Schicksals hält, den absoluten Besitzer der Welt". Wenn dies geschehe, sei der Alltag von "willkürlichen Mächten, egoistischen Interessen, Ungerechtigkeit und Ausbeutung, Gewalt in all ihren Formen" gekennzeichnet.

Aufgabe der jeweils vom Papst einberufenen Weltsynode ist es, das Oberhaupt der Kirche in seiner Leitungsaufgabe zu unterstützen. Sie dient der Information des Papstes über Leben und Mission der katholischen Kirche, der mehr als eine Milliarde Gläubige weltweit anhören. Jedoch haben die Treffen lediglich beratenden Charakter.

Die am Sonntag eröffnete Synode befasst sich mit der Frage, wie die Menschheit das "Wort Gottes" über die Bibel aufnimmt. Von den 253 Synodenvätern kommen heuer die meisten aus Europa (90), gefolgt von Amerika (62) und Afrika (51). Zudem werden 41 Fachleute aus 21 Ländern die Arbeiten unterstützen. Auch 25 Frauen, denen in der katholischen Kirche keine höheren religiösen Würden verliehen werden, nehmen als "Experten oder Hörer" an der Synode teil. Die Weltsynode, die bis zum 26. Oktober dauert, ist das zwölfte derartige Treffen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65).

Erstmals hält Rabbiner eine Rede
Als besonderen Gast hat Benedikt XVI. den Oberrabbiner von Haifa, Shear Yashuv Cohen, eingeladen. Er wird am Montag eine Ansprache halten und über die Auslegung der Heiligen Schrift beim jüdischen Volk sprechen. Es ist das erste Mal, dass ein Rabbiner vor der Bischofssynode eine Rede hält. Zu Wort kommen soll auch das Oberhaupt der Weltorthodoxie, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I.

Zeitgleich mit der Versammlung sollte am Sonntagabend auch eine Marathonlesung der Bibel im Fernsehen beginnen, die auf einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde hofft. Papst Benedikt höchstpersönlich wollte zum Auftakt die Schöpfungsgeschichte im Bildungskanal der öffentlich-rechtlichen italienischen Sendeanstalt RAI vortragen. Der Marathon der Heiligen Schrift, an dem sich auch Schauspieler, Politiker, Sportler und Künstler beteiligen, wird sechs Tage und sieben Nächte lang dauern.

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