Es gibt "nicht genügend Anhaltspunkte": Portugals Polizei will die Ermittlungen im Fall Madeleine einstellen. Von Maddie fehlt jede Spur.
Rund 14 Monate nach dem Verschwinden der kleinen Madeleine McCann aus Großbritannien sollen die Ermittlungen zu dem Fall ohne Ergebnis eingestellt werden. Die portugiesische Polizei habe die Fahndung bereits aufgegeben, berichteten mehrere Lissabonner Zeitungen am Dienstag. Die Staatsanwaltschaft werde in den kommenden Tagen entscheiden, den Fall zu den Akten zu legen. Offiziell gab es dazu zunächst keine Bestätigung.
Stichtag 14. Juli
"Die Kriminalpolizei fand keinen
Schuldigen, den sie für das Verschwinden von Madeleine verantwortlich machen
könnte", schrieb das angesehene Blatt "Jornal de Notícias".
Die Zeitung "Correio da Manhã" ergänzte: "Die
Ermittler haben keine Beweise, die es ihnen erlaubten, im Zusammenhang mit
dem Verschwinden des Mädchens gegen die Eltern Anklage zu erheben."
Die Staatsanwaltschaft werde den Fall vermutlich am 14. Juli zu den Akten
legen.
Die damals knapp vier Jahre alte Madeleine war am 3. Mai 2007 aus der Ferienwohnung ihrer Eltern an der Algarve in Südportugal spurlos verschwunden. Die Ermittler gingen zunächst von einer Entführung aus. Später neigten sie zu der Annahme, dass das Mädchen wahrscheinlich noch in der Ferienwohnung getötet und die Leiche versteckt wurde. Sie verdächtigten auch die Eltern, mit dem Tod der Tochter zu tun gehabt zu haben. Die Eltern wiederum mobilisierten mit einer spektakulären Aktion weltweit Unterstützer für die Suche nach ihrer Tochter.
Eltern plädieren auf unschuldig
Der Sprecher der McCanns,
Clarence Mitchell, sagte, wenn die Berichte stimmten, müssten die Behörden
in Portugal die Eltern nun für unschuldig erklären. "So lange
wir aber keine offizielle Bestätigung haben, wollen wir uns dazu nicht
äußern." Die Zeitungsberichte seien allerdings gut belegt. "Möglicherweise
dienten sie dazu, die Öffentlichkeit in Portugal auf das bevorstehende Ende
der Ermittlungen vorzubereiten", sagte Mitchell.
Die Kriminalpolizei legte nach Angaben der Wochenzeitung "Expresso" der Justiz einen Abschlussbericht über die Ermittlungen vor. Danach kamen die Fahnder zu keinerlei Ergebnissen. "Es wird nicht einmal deutlich, um welches Verbrechen es überhaupt ging", schreibt das Blatt in seiner Internetausgabe. "Es bleibt unklar, ob die Ermittlungen wegen einer Entführung, wegen Totschlags oder wegen Verbergens einer Leiche geführt wurden." In Justizkreisen heiße es dazu: "Unter diesen Umständen bleibt keine andere Wahl, als den Fall zu den Akten zu legen." Die Ermittlungen könnten aber jederzeit wieder aufgenommen werden, falls neue Erkenntnisse oder Beweise auftauchten.
Die Polizei hatte in den vergangenen Wochen einen letzten Versuch unternommen, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dazu sollte der Abend des Verschwindens von Madeleine mit den McCanns und deren Bekannten bis ins kleinste Detail nachgestellt werden. Das Vorhaben scheiterte jedoch, weil ein Teil der Bekannten des Ärztepaars sich an der Rekonstruktion nicht beteiligen wollte.
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