Am Montag

Prozess gegen Klattens Gigolo beginnt

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Deutschlands reichste Frau tappte in die Sexfalle: Susanne Klatten wurde erpesst. Ihr Peiniger muss sich ab Montag in München dem Gericht stellen.

Der spektakuläre Prozess gegen den "Gigolo" der Milliardärin Susanne Klatten beginnt am nächsten Montag vor dem Münchner Landgericht. Der Schweizer Helg Sgarbi ist wegen versuchter Erpressung, Betrugs und versuchten Betrugs in besonders schweren Fällen angeklagt. Der 44-Jährige soll mit Klatten und drei anderen wohlhabenden ein sexuelles Verhältnis eingegangen sein, um ihnen mit Täuschungsmanövern Millionenbeträge abzunehmen.

In Österreich verhaftet
Zwischen 2005 und 2007 soll er sich 9,4 Millionen Euro ergaunert haben. Erst als er laut Anklage versucht, mit einem heimlich gedrehten intimen Video von Susanne Klatten 49 Millionen Euro zu erpressen, fliegt er auf. Er habe gedroht, es an ihre Familie, die Vorstände der Unternehmen, an denen sie beteiligt ist und die Presse zu schicken. Doch die an BMW und Altana beteiligte Quandt-Erbin, die als reichste Frau Deutschlands gilt, zeigt ihn an, am 14. Jänner 2008 wird er in Österreich verhaftet. Seither sitzt Sgarbi in Untersuchungshaft.

Klatten und Sgarbi lernen einander im Juli 2007 in Österreich kennen. Die verheiratete Milliardärin mit drei Kindern reagiert zunächst abweisend auf sein Werben. Erst als Sgarbi, der sich als Sonderberater der Schweizer Regierung ausgibt, Klatten Mitte August überraschend in deren Feriendomizil in Südfrankreich besucht, gelingt es ihm, sie zu verführen.

Lügengeschichte
Schon Ende August tischt er Klatten laut Anklage eine Lügengeschichte auf, um an ihr Geld zu kommen: Er habe das Kind eines amerikanischen Mafioso bei einem Unfall schwer verletzt und müsse sich nun für zehn Millionen Euro freikaufen, um einen Prozess zu vermeiden. Drei Millionen habe er selbst, die Geliebte solle ihm mit den fehlenden sieben Millionen aushelfen - angeblich als Darlehen.

Sieben Millionen Euro
Klatten lässt sich breitschlagen, verspricht zu helfen. Am 11. September gibt sie Sgarbi die sieben Millionen Euro in der Tiefgarage des Münchner Hotels "Holiday Inn". Es ist ein ganzer Umzugskarton voller 500-Euro-Scheine - insgesamt 14.000 Stück.

Einen knappen Monat später, am 6. Oktober, soll Sgarbi die Milliardärin aufgefordert haben, ihren Mann zu verlassen, mit ihm zusammen zu ziehen und eine Stiftung von 290 Millionen Euro für seinen Lebensunterhalt einzurichten. Doch Klatten lehnt ab. Drei Tage später erklärt sie die Beziehung für beendet.

Jetzt zeigt Sgarbi laut Staatsanwaltschaft seine hässliche Seite und erpresst Klatten mit einem intimen Video, das er oder ein Komplize am 21. August im "Holiday Inn" aufgenommen hat. Doch die lässt sich nicht einschüchtern und verständigt die Polizei.

Weitere Opfer
Die Ermittlungen ergeben, dass Klatten nicht das einzige Opfer des Schweizers ist. Drei weitere Frauen soll er seit 2005 verführt und ihnen - leicht variiert - die Geschichte vom verletzten Kind aufgetischt haben. Laut Anklage zahlen zwei von ihnen insgesamt 900.000 Euro. Er erzählt demnach einer Exgeliebten, eine Video-Aufnahme gemeinsamer Intimitäten sei der Mafia in die Hände gefallen. Sie soll ihm weitere 1,5 Millionen Euro gegeben haben. Mit dem Video wollte er laut Staatsanwaltschaft später über zwei Millionen Euro erpressen, er gab auf, nachdem die Frau einen Anwalt einschaltete.

Doch die Aktivitäten von Sgarbi gehen offenbar noch weiter zurück. Er sei schon einmal wegen ähnlicher Delikte verurteilt worden, bestätigt der Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft, Anton Winkler.

Sein ergaunertes Geld soll Sgarbi laut Medienberichten bei Ernano B. abgeliefert haben, dem Oberhaupt einer sektenähnlichen Gemeinschaft, der er angehört . Auch dieser soll vor Gericht kommen, allerdings in Italien, wie Winkler erklärt. Er sei nicht an Deutschland ausgeliefert worden. B. werde als Mittäter verdächtigt. Möglicherweise habe er das intime Video von Sgarbi und Klatten gedreht und seinen Jünger beraten.

Vier Verhandlungstage
Für den Prozess sind vier Verhandlungstage angesetzt. Wie lange er dauert, und ob Klatten und die anderen geschädigten Frauen aussagen müssen, hängt nun vor allem vom Angeklagten ab, der sich bisher nicht geäußert hat. Gesteht er nicht, würden die Frauen als Zeuginnen vorgeladen, sagt Winkler. Doch ob und, wenn ja, was der Angeklagte aussagen will, verrät auch sein Anwalt Egon Geis nicht.

Ein öffentliches Breittreten intimer Details soll Klatten und den anderen Frauen erspart werden. Vermutlich würde für diesen Teil der Aussagen der Zeuginnen die Öffentlichkeit ausgeschlossen, sagt Winkler. Klatten hat bereits signalisiert, dass sie bereit ist, - wenn nötig - gegen Helg Sgarbi auszusagen.

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