Susanne Klatten, Deutschlands reichste Frau, wurde Opfer einer Erpressung. Der Drahtzieher war ein selbst ernannter "Wunderdoktor".
Die BMW-Großaktionärin und Quandt-Erbin Susanne Klatten ließ sich auf ihren Reisen auf einen Gigolo ein: Helg Sgarbi, 41, wurde ihr Liebhaber. Er war gebildet, charmant und offensichtlich überzeugte er auch anderweitig. Denn offenbar bezahlten ihn auch andere, ältere Frauen, desöfteren für seine Liebesdienste. Doch von Klattens wollte er etwas Anderes: ihr Geld. Sie gab ihm sieben Millionen, bevor sie bei einer wesentlich größeren Summe zur Polizei ging.
So lebt der Sekten-Guru in Italien
Der Drahtzieher des ganzen
Erpressungsfalls ist allerdings freilich ein anderer: Ernani Barretta. Er
filmte die beiden beim Liebesspiel. Über den 63-jährigen Wunderdoktor, der
in Zürich als "Heiler" gearbeitet hatte, wurden jetzt auf
BILD.de einige Details bekannt: Er war ein Sekten-Guru, der eine große
Anzahl von Männern um sich scharte, die ihm freiwillig einen Teil ihres
Lohns überließen. Er besitzt außerdem in den Abruzzen in Italien ein
Luxusanwesen, auf dem Frauen gegen Kost und Logis gratis schuften. Für
attraktive Herren, wie den Herrn Sgarbi, soll Baretta "Sonderaufgaben"
erteilt haben: Sie wurden auf wohlhabende Frauen angesetzt und betätigten
sich als Gigolos.
"Operation Sekte"
Wie sich außerdem herausstellte,
waren der ganze Familienclan des Italieners sowie die Ehefrau des
Klatter-Lovers an der Erpressung beteiligt. Schon bald nach der Verhaftung
von Ernano Barretta ließ die zuständige Staatsanwaltschaft München den Mann
wieder laufen – jedoch nicht, ohne vorher von der italienischen Polizei
seine Wohnung und Auto verwanzen zu lassen. Die Aktion bekam den Decknamen
„Operation Sekte“.
„Weißt du, wer die Frau ist? Die reichste in Deutschland! Sie hat Macht. Das war der größte Fehler meines Lebens, ich habe alle Fotos verbrannt“, sagte Ernano Barretta einem Freund am Telefon – und die Fahnder hörten mit.
Kompromittierende Unterlagen
Trotz dieser Erkenntnis dachte der
Sex-Clan rund um den 63-jährigen Guru und die Frau des Gigolos nicht daran,
die Erpressung aufzugeben. Obwohl ihr Mann in München in U-Haft saß, ließ
Franziska Sgarbi (40) Susanne Klatten über einen Anwalt ausrichten, sie
besäße „extrem kompromittierende Unterlagen“ und forderte Geld. Die Antwort
kam mit Blaulicht: Im Juni 2008 schlugen Carabinieri auf dem Luxusanwesen
der Familie Barretta in Pescosansonesco zu. Für Gigolo-Gattin Franziska
sowie den Baretta-Clan – Vater Ernano, Mutter Beatrice, Sohn Marcello und
Tochter Clelia – klickten die Handschellen. Zusammen mit Helg Sgarbi hatten
die Verdächtigen ein Erpresser-Imperium aufgebaut.
Zehn Luxuskarossen und 1,6 Mio. Euro
Die Polizei fand auf dem
Anwesen Barettas laut BILD.de neben 1,6 Millionen Euro Bargeld außerdem zehn
Luxuskarossen, darunter einen Lamborghini und einen Rolls-Royce. Das
Vermögen stammt angeblich aus seiner Zeit als "Heiler" in
Zürich. Das war aber nur die Spitze des Eisbergs. Die Gang hatte außer
Klatten noch mindestens drei weitere Frauen um jeweils drei Millionen Euro
erleichtert – ebenfalls mit der Falle aus Sex, Lügen und Videos. Wobei
Mutter Barretta für die Buchhaltung der krummen Geschäfte zuständig war,
Sohn Marcello gab den Chauffeur, Tochter Clelia führte zur Tarnung den
Familiensitz, ein Hotel, und Vater Ernano filmte die Schäferstündchen seines
Komplizen Sgarbi mit den einsamen reichen Damen.
Der Gigolo war von dem Sex-Guru regelrecht eingeschult worden, wie er mit raffinierten Praktiken seine Opfer in den Bann ziehen kann. Jetzt sitzt der große Verführer mit dem Killer-Grinsen in München hinter Gittern und träumt von vergangenen Zeiten, als er am – abgehörten – Telefon schwärmte: „Wir haben es geschafft, sie hat bezahlt! Ich halte kubikmeterweise Geld in den Händen.“
Die Staatsanwaltschaft rechnet noch in diesem Jahr mit einer Anklage. Lesen Sie hier nach, wie die Erpressung von Frau Klattens genau ablief.