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Schlag gegen Professoren-Mafia in Kroatien

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Aktion scharf gegen Korruption in Kroation: Gleich 21 Professoren wurden verhaftet. Sie sollen illegal Diplome verkauft haben.

Mit einer aufsehenerregenden Aktion hat die kroatische Polizei in Zagreb einen Schlag gegen die Korruption an kroatischen Universitäten und Hochschulen durchgeführt. Nachdem bewaffnete Polizisten am Donnerstag mehrere Institute der Universität in der Hauptstadt gestürmt und mehr als 20 Professoren zu Verhören mitgenommen hatte, sprach Innenminister Berislav Roncevic von einer lange geplanten Maßnahme im Rahmen der "Anti-Korruptionsstrategie" der Regierung.

Illegal Uni-Zugang verkauft
Das Kabinett von Premier Ivo Sanader (Kroatische Demokratische Gemeinschaft/HDZ) habe "null Toleranz für Korruption", sagte Roncevic in den Abendnachrichten des kroatischen Fernsehens. Mehr als 21 Professoren, drei Assistenten und drei Verwaltungsbeamte stünden unter Verdacht, unter der Hand illegale Gebühren kassiert zu haben, um Studenten die Zulassung zur Universität zu ermöglichen.

Bestechungsgelder auch bei Prüfungen
Auch bei Prüfungen sollen Bestechungsgelder geflossen sein. Für eine Zulassung zum Universitätsstudium seien bis zu 9.000 Euro kassiert worden, berichtete die Nachrichtenagentur Hina, für eine positive Beurteilung eines Examens waren angeblich Summen zwischen 400 und 2.000 Euro im Spiel. Die Polizei durchsuchte im Rahmen der "Aktion Indeks" Universitätsbüros, Wohnungen und die Autos von 73 Personen. Bei einer Person seien 25 Studienbücher und 25.000 Euro gefunden worden.

Pikant: Oberste Anti-Korruptionskämpferin einvernommen
Als besonders "pikanter Erfolg" des spektakulären Einsatzes von über 300 Polizisten gilt die Einvernahme der obersten Anti-Korruptionskämpferin im Lande. Auch sie steht unter Verdacht. Die Professorin Dese Mlikotin Tomic leitet den Antikorruptionsausschuss im Parlament. Die Opposition sprach bereits von einem "Kollaps" der Personalpolitik der national-konservativen Regierungspartei HDZ.

Diplome werden aberkannt
Der zuständige Fachminister Dragan Primorac erklärte, den betroffenen Studenten würden die erschlichenen Diplome aberkannt werden. Der Rektor der Universität, Aleksa Bjelis, stellte auch die Schließung einiger Fakultäten in den Raum. Der Präsident der NGO "Transparency International", Zorislav Antun Petrovic, begrüßte die Aktion als abschreckende Maßnahme.

In den Unterlagen der "Operation Indeks" finden sich auch prominenten Namen aus der jüngeren Vergangenheit, vor allem Personen, die dem ersten Präsidenten des unabhängigen Kroatiens, Franjo Tudjman, nahestanden.

So soll der kroatischen Ex-General und früheren Vizeverteidigungsminister Vladimir Zagorec Ende der 1990-er-Jahre binnen einer Woche vier Prüfungen abgelegt und ein Diplom erlangt haben. Gegen Ex-General Zagorec läuft in Kroatien ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs und Veruntreuung. Seit Monaten kämpft der in Österreich lebende Zagorec gegen seine Auslieferung. Bisher erfolglos.

"Aktion Indeks"
Die "Aktion Indeks" muss wohl auch in Zusammenhang mit Kroatiens Bestrebungen in Richtung eines EU-Beitritts gesehen werden. Ein Ende 2007 veröffentlichter Fortschrittsbericht hatte kritisiert, dass Korruption in Kroatien weit verbreitet und in der Bevölkerung tief verwurzelt sei. Zagreb strebt einen EU-Beitritt im Jahr 2010 an. EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn erklärte erst am Donnerstag in Brüssel, dass Kroatien die Beitrittsverhandlungen bis Ende 2009 abschließen könnte.

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