Der letzte von sechs jungen Schwarzen, dessen Verurteilung wegen einer Schlägerei zu Massenprotesten gegen Rassismus in der Justiz geführt hatte, ist am Donnerstag (Ortszeit) von einem Richter aus der Haft entlassen worden.
Der 17-jährige Mychal Bell war seit Dezember in Haft und gehörte zu einer Gruppe von Teenagern, die in der Folge als "Jena Six" bekannt wurden. In der vergangenen Woche hatten in Bells Heimatstadt Jena tausende Schwarze gegen die Justiz demonstriert. Die Sechs waren zu harten Strafen verurteilt worden. Der von ihnen verprügelte weiße Jugendliche war allerdings noch am Abend der Tat auf einer Schulfeier erschienen.
Rassenkonflikt eskalierte
Der schwarze Jugendliche sei
freigelassen worden, "weil viele Menschen aus ihren Häusern kamen und sich
für ihn stark gemacht haben", sagte der Bürgerrechtler und Prediger Al
Sharpton, der den Protestzug in der vergangenen Woche zusammen mit anderen
angeführt hatte. Ausgangspunkt des Rassenkonfliktes war ein Vorfall, bei dem
schwarze Jugendliche der High School in Jena sich unter einen Baum gesetzt
hatten, der bisher nach einem ungeschriebenen Gesetz und fünf Jahrzehnte
nach der Aufhebung der amtlichen Rassentrennung nur weißen Schülern
vorbehalten war. Am nächsten Tag hingen an dem Baum drei Schlingen, ein
altes Symbol rassistischer Lynchmorde. Als der Schuldirektor die Schlingen
als "Scherz von Jugendlichen" abtat, kam es zu schweren Auseinandersetzungen
und Schlägereien.
Anklage wegen versuchten Mordes
Die sechs verurteilten Schwarzen
hatten einen weißen Jugendlichen schwer verprügelt und wurden zunächst wegen
versuchten Mordes angeklagt. Die Vorwürfe wurden später zwar abgeschwächt,
die Proteste wurden aber vor allem dadurch ausgelöst, dass einige weiße
Jugendliche, die ebenfalls Schlägereien angezettelt hatten, nicht belangt
wurden. "Wir brauchen eine Nation, in der ein Gesetz für alle gilt", sagte
Sharpton. Bell war der letzte der sechs Jugendlichen, der noch in Haft war,
weil seine Familie 90.000 Dollar Kaution nicht aufbringen konnte. Ein
Jugendgericht setzte die Kaution am Donnerstag auf 45.000 Dollar an und
entließ den Jungen.