Nachdem immer mal wieder ein nordeuropäischer Zeitungschef wegen Karikaturen des Propheten Mohammed bedroht wurde, gibt es jetzt Ärger mit radikalen Christen.
Der Chefredakteur der in Linköping erscheinenden schwedischen Tageszeitung "Östgöta Correspondenten" hat nach der Veröffentlichung einer umstrittenen Jesus-Abbildung Morddrohungen erhalten. Zeitungschef Ola Sigvardsson hatte das von der Gemeinde Linköping verbotenen Plakatmotiv vor einer Woche bewusst als Vergleich zur Debatte um die Meinungsfreiheit im Zusammenhang mit den in Dänemark veröffentlichten Mohammed-Karikaturen publiziert.
Anonymer Anrufer droht, den Chefredakteur umzubringen
Die
umstrittene Zeichnung stellt eine Satansfigur dar, die ihre Notdurft über
dem gekreuzigten Jesus verrichtet. Im Zuge der von Anbeginn hitzigen Debatte
wurde Sigvardsson mehrfach bedroht. Ein anonymer Anrufer kündigte laut dem
Zeitungschef an, jemand werde ihm "die Kehle durchschneiden". Sigvardsson
zeigte sich angesichts der Morddrohungen "in erster Linie verärgert" und
erstattete Anzeige.
Plakat war zuvor aus dem Verkehr gezogen worden
Die Gemeinde
Linköping hatte das Aufhängen des von einer alternativen Jugendvereinigung
produzierten Plakats unter dem nachträglichen Hinweis untersagt, dass sich
viele Menschen dadurch gekränkt fühlten. In einem Leitartikel schrieb der
Zeitungschef, Christen und Verteidiger des "guten Geschmacks" könnten sich
durchaus durch die Darstellung gekränkt fühlen. Andererseits könne man das
Bild aber auch in einem theologischen Kontext mit den Leiden Jesu verstehen.
Die Abbildung stehe dann sogar in einer christlichen Tradition.
Sigvardsson bezeichnete die Veröffentlichung des Bildes angesichts des Zensurversuchs als wichtig und verwies darauf, dass die Angehörigen der Mehrheitsreligion in Schweden, dem Christentum, hinsichtlich derartiger Herausforderungen "bedeutend mehr aushalten" müssten als Vertreter der Minderheitsreligionen.