Nach Castor-Ankunft

Streit um Atommüll-Endlager

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Nach Ankunft des zehnten Castor-Transports im atomaren Zwischenlager Gorleben ist am Montag in Deutschland der Streit um die künftige Atompolitik in der großen Koalition neu entbrannt.

Es geht um den Standort eines Atommüll-Endlagers. In der noch unentschiedenen Endlagerfrage forderte die CDU eine Festlegung auf Gorleben. Sie wandte sich damit gegen den von SPD-Umweltminister Sigmar Gabriel angeregten Standortvergleich.

Der Unionsfraktionschef im Bundestag, Volker Kauder, forderte die sofortige Wiederaufnahme der Erkundung des Salzstocks in Gorleben als mögliches Atommüll-Endlager. Ein neuer Suchlauf nach Endlagern sei in dieser Legislaturperiode nicht mehr zu schaffen, sagte Kauder am Montag. Deutschland brauche möglichst schnell ein Endlager. Denn auch der Ausstieg aus der Kernenergie bringe Atommüll mit sich.

Im Energiekonsens mit den Stromkonzernen hatte die frühere rot-grüne Bundesregierung 2001 ein Aussetzen der weiteren Erkundung des Salzstocks in Gorleben vereinbart. Teil dieses Energiekonsenses ist die Stilllegung aller deutschen Kernkraftwerks bis spätestens 2021. Die CDU/CSU will die Atomkraft länger nutzen, konnte dies aber in den Koalitions-Verhandlungen nicht gegen die SPD durchsetzen.

58 Stunden unterwegs
Der von Atomkraftgegnern mehrfach gestoppte Castor-Transport aus Frankreich hatte das Zwischenlager in Niedersachsen nach 58-stündiger Fahrt am Montagmorgen erreicht. Atomkraftgegner und Polizei beschuldigten sich anschließend gegenseitig eines zu harten und gewalttätigen Auftretens.

Erbitterter Widerstand
Bis zuletzt hatten Demonstranten mit Blockaden und anderen Störaktionen versucht, den Transport aufzuhalten. Im Schutz der Nacht und von tausenden Polizeibeamten gesichert, trafen die zwölf Behälter mit den Überresten abgebrannter Brennelemente gegen sechs Uhr Früh in Gorleben ein. Nach diesem zehnten Transport stehen im dortigen Zwischenlager nun 80 Castoren.

Furcht vor Endlager Gorleben
Der Sonderzug war am Freitagabend von der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague abgefahren. Deutschland ist vertraglich zur Rücknahme des Atommülls verpflichtet. Die Atomkraftgegner fürchten aber, dass die Zwischenlagerung in Gorleben nur ein Schritt zur Einrichtung eines atomaren Endlagers an dem Ort ist.

140 Castor-Behälter in Zwischenlager
Durch den neuen Transport zum Zwischenlager erhöht sich die Zahl der dort aufbewahrten Castor-Behälter von 68 auf 80. Insgesamt soll das Zwischenlager knapp 140 Castor-Behälter aufnehmen. Für 2007 ist allerdings kein Transport geplant. Die Bürgerinitiative erklärte, sie traue diesem Versprechen noch nicht, und kündigte an, im kommenden Jahr in jedem Fall erneut gegen die Gorlebener Atomanlagen zu protestieren.

Unverwertbarer Atommüll
Castor ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung "cask for storage and transport of radioactive material" (Behälter zum Aufbewahren und Transportieren von radioaktivem Material). Die Castoren enthalten nicht wiederverwertbare Überreste alter Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken.

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