Tragödie in Südamerika: Zwei erfahrene Piloten zerschellen mit einem Segelflugzeug in den Anden, beide sterben. Die Behörden ermitteln.
Ein tragischer Unfall ereignete sich am Montag in den argentinischen Anden. Zwei erfahrene Piloten aus Niederösterreich und Wien, Wolfgang Zarl und Helmut Bammer, stürzten nahe dem Ort Caviahue (Provinz Neuquén) mit ihrem Segelflugzeug der Marke Nimbus 4D ab. Sie starben noch an der Unfallstelle.
Dabei soll es ein für Argentinien untypischer windstiller Tag gewesen sein. Am Montag um 16 Uhr Ortszeit (20 Uhr in Mitteleuropa) hatten die Piloten noch "gutes Steigen auf 3.500 Meter Höhe“ gefunkt. Dann plötzlich brach der Funkkontakt zu den beiden Österreichern bis spät abends ab.
Absturz auf 2.100 Meter
Am Dienstag vormittag wurde schließlich
das Wrack gefunden, ein Hubschrauber mit Arzt hinbeordert. Zu spät. Den
wuchtigen Aufschlag am Berg Cerro Trolón in 2.100 Meter Höhe hat keiner der
beiden überlebt. Einige Reste des Segelfliegers lagen 50 Meter unter einer
Bergkante, an einem 45 Grad geneigten Hang. Die rechte Tragfläche dürfte den
Berg zuerst touchiert haben.
Unfallstelle unzugänglich
"Wir sind noch immer dabei, die
Unglücksstelle genau zu untersuchen und können noch keine offiziellen
Angaben zum Unfallhergang machen“, erklärt Carlos Morales von der
argentinischen Zivilluftfahrtsbehörde in Buenos Aires. Die Örtlichkeit sei
durch das starke Gefälle und das lose Gestein nur schwer zugänglich. Es
wurde Spezialausrüstung benötigt, die erst eigens aus der Provinzhauptstadt
Neuquén herangeschafft werden musste. Die zwei toten Körper seien aber
bereits am Dienstag geborgen worden, gab Morales gegenüber ÖSTERREICH
bekannt. "Die Wrackteile liegen im Umkreis von hunderten Metern verstreut.
Die Maschine ist komplett zerstört“, so Morales weiter.
Ursache unklar
Zur möglichen Unfallursache gibt es von Seiten der
argentinischen Behörden vorerst keine Informationen. Annahmen, es könnte
eine Sauerstoffflasche im Cockpit explodiert sein, will man vor Abschluss
der Untersuchungen nicht kommentieren. Tatsache ist: Der Umstand, dass beide
Piloten viel Flugerfahrung hatten, erhärtet die Vermutung, dass es sich um
ein schweres technisches Gebrechen an Bord gehandelt haben könnte.
Fliegertraum Anden
"In den Anden zu fliegen, ist der Traum eines
jeden Segelfliegers“, erklärt Christian Berger, Obmann des FSK Sturmvogel in
Wr. Neustadt. Aufgrund der besonderen Thermik und der Wetterverhältnisse
können extreme Höhen erreicht und weite Strecken zurückgelegt werden. Das
reizte auch Zarl und Bammer. Von ihrer Reise kehren sie jedoch nicht mehr
lebend zurück.
Größen des Flugsports
Mit Zarl, dem mehrfachen
österreichischen Staatsmeister im Segelflug, und Bammer, Sektionsleiter im
nö. Segelflug-Landesverband, gehen für den österreichischen Flugsport zwei
Größen verloren. In den Wr. Neustädter Klubs der beiden Flugsportler
herrscht tiefe Betroffenheit. "Sie waren mit Sicherheit die Crème de la
crème der Segelflieger“, trauert FSK Sturmvogel-Obmann Berger. Und Olaf
Pokorny, Obmann des Flugrings: "Wolfgang Zarl war ein sehr erfahrener Pilot
und hat bei vielen nationalen Bewerben erfolgreich teilgenommen“. Auch
Hannes Hedvicak, Ausbildungsleiter beim FSK, bestätigt die große Erfahrung
seines Klubkollegen Bammers: "Ich bin selbst mehrmals mit ihm geflogen“.
Helmut Bammer, 42, zuletzt in Wien lebend, hinterlässt Frau und Kind. Wolfgang Zarl (64) aus Gloggnitz war zweifacher Vater.
Segelflieger-Legenden
Wolfgang Zarl und Helmut Bammer stürzten
mit dem Segelflieger Nimus 4D von Klaus Ohlmann ab. Dieser schrieb mit dem
Flugzeug Geschichte: Am 12. November 2002 stellte Ohlmann einen neuen
Weitflug-Weltrekord von 2.640 Kilometern auf. Der Nimbus 4D ist die
Doppelsitzversion des „Langohrs“ Nimbus 4 mit einer Spannweite von sieben
Meter sowie einer Rumpflänge von 2,35 Metern. Der spezielle Segelflieger
wiegt 14 Kilogramm. Die Flächen sind aus Faserverbundwerkstoffen.
Das Absturzgebiet
Die Unglücksstelle liegt in der argentinischen
Provinz Neuquén im nördlichen Patagonien, einem - wegen seiner
Naturschönheiten beliebten -, nur schwach besiedelten Tourismusgebiet. Vor
allem der Skitourismus genießt hier Zuspruch. Neuquén grenzt an die
Wein-Provinz Mendoza, sowie an die Provinzen Río Negro und La Pampa. Im
Westen schließt Chile an.