Die Polizei hat in München vermisste präkolumbinische Kunstwerke sichergestellt. Wert: Über 100 Mio Dollar. Wem sie gehören, ist unklar.
Nach einem heimlichen Kunsttransport quer durch Europa haben Fahnder in München einen auf rund 100 Millionen US-Dollar geschätzten Maya-, Azteken- und Inka-Schatz entdeckt. Das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) stellte die in Dutzenden Kisten verpackten Kunstwerke sicher und will nun die Eigentumsrechte klären. Die Sammlung wird von den Ermittlern an einem geheim gehaltenen Ort aufbewahrt, um keine Kunsträuber auf die Spur der antiken Schätze zu bringen.
Nach LKA-Angaben verlangen neben mehreren mittel- und südamerikanischen Ländern auch ein 66 Jahre alter Sammler und die spanischen Behörden die Rückgabe der Kunstsammlung oder von Teilen davon. "Aufgrund der Tatsache, dass es Gerichtsstreit gibt, wer was wo beansprucht, bleibt das erstmal beschlagnahmt", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch zu dem spektakulären Fund.
Nach Ausstellung in Spanien verschwunden
Die Münchner
Kunstfahnder haben bisher in dem Fall mehr Fragen als Antworten. Sicher ist
nur, dass die historischen Schalen und anderen Kunstwerke 1997 im spanischen
Santiago de Compostela bei einer Ausstellung präsentiert wurden. Danach
wanderten die Exponate zunächst in ein Depot. "Die Sachen waren
einige Jahre in Spanien in Verwahrung und sind dann aus bisher nicht
bekannten Gründen nach Deutschland gebracht worden", sagte
LKA-Sprecher Karsten Lauber.
Der genaue Zeitpunkt des Transports ist bislang ebenso unklar wie die Route. Sicher ist nur, dass der Maya-Schatz in dem westspanischen Wallfahrtsort irgendwann vermisst und Interpol eingeschaltet wurde. Die Ermittler entdeckten eine Spur nach Deutschland und alarmierten alle Landeskriminalämter in der Bundesrepublik. Die bayerischen Ermittler fanden dann heraus, dass die Sammlung wohl vor kurzer Zeit in den Freistaat gebracht wurde.
Angeblich Nationaleigentum mehrerer Staaten
Bei den Ermittlungen
geht es bisher nicht um eine Straftat, und es gibt auch keinen
Beschuldigten. Denn es gibt keine Erkenntnisse, dass die Gegenstände
irgendwann einmal gestohlen wurden. Das LKA muss vielmehr die
Rechtshilfeersuchen von mehreren Staaten bearbeiten. Peru, Kolumbien,
Panama, Costa Rica, Guatemala und El Salvador haben erklärt, dass es sich um
Nationaleigentum handelt. Allerdings behauptet auch der 66-Jährige aus Costa
Rica, dass ihm die Kunst gehöre. Die Ermittler wollen sich nun in den
nächsten Tagen mit dem Sammler zu einem Gespräch treffen.
Zunächst einmal müssen die Polizisten den bewachten Schatz sichten. "Es wird jetzt alles fachgerecht ausgepackt und katalogisiert", kündigte LKA-Mann Lauber an. "Das sind kostbare Dinge, an die wir nur mit äußerster Vorsicht herangehen können, um nichts kaputt zu machen." Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch) handelt es sich um insgesamt rund 1.100 einzelne Kunstwerke, die Polizei hat bislang keine Erkenntnisse über die genaue Zahl.
Wahrscheinlich ist allerdings, dass die Stücke für Monate oder sogar Jahre in Bayern bleiben. Pressesprecher Lauber vergleicht den Fall mit geraubter Kunst aus orthodoxen Kirchen und Kapellen im Norden Zyperns. Auch diese Werke werden seit Ende der 90er Jahre vom LKA in Bayern sicher verwahrt, weil niemand weiß, wem die Sachen gehören. Was mit dem aus Mittelamerika stammenden Schatz bis zur Eigentumsklärung passiert, ist noch unklar.