Das US-Militär zerstörte den künstlichen Himmelskörper mit giftigem Treibstoff. Der Satellit war außer Kontrolle geraten.
Die USA haben erstmals einen außer Kontrolle geratenen Spionagesatelliten abgeschossen. Am Mittwochabend um 22.26 Uhr Ortszeit (04.26 Uhr MEZ) traf eine Rakete den Satelliten in etwa 247 Kilometer Höhe über dem Pazifischen Ozean, wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte. China forderte umgehend von den USA genaue Informationen über den Abschuss.
Abschuss gegen unkontrollierten Absturz
Ob die Rakete wie erhofft
direkt in den Tank mit dem hochgiftigen Treibstoff Hydrazin einschlug,
konnte das Pentagon zunächst nicht sagen. Dies werde in etwa 24 Stunden
feststehen, hieß es in der Erklärung. Wegen der gefährlichen Ladung hatten
die USA vergangene Woche beschlossen, durch einen Abschuss des defekten
Satelliten einem unkontrollierten Absturz auf die Erde zuvorzukommen. Wenn
das Hydrazin in einer bewohnten Region niedergegangen wäre, hätte nach
US-Angaben eine Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung bestanden. Bei dem
Satelliten versagte die Stromversorgung, nachdem er Ende 2006 seine
Umlaufbahn erreicht hatte. Anschließend verlor er immer mehr an Höhe.
Hier das Video vom spektakulären Satelliten-Abschuss:
Nach Angaben des Pentagon wurde die mit einem nicht-explosiven Gefechtskopf ausgestattete Rakete vom Typ SM-3 vom Kriegsschiff USS Lake Erie aus abgeschossen. Der Satellit habe sich zu dem Zeitpunkt mit mehr als 11.265 Kilometern pro Stunde fortbewegt. Es wurde erwartet, dass der Schrott des getroffenen Satelliten beim Eintritt in die Erdatmosphäre fast vollständig verglühen würde. Die Rakete wurde entwickelt, um angreifende Kurz- und Mittelstreckenraketen abzuschießen. Für die Spezialaufgabe wurde eine kostspielige Anpassung der Rakete erforderlich. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, Geoff Morrell, bezifferte die Ausgaben dafür mit 30 bis 40 Millionen Dollar (20 bis 27 Millionen Euro).
Erster Satelliten-Abschuss
Es war das erste Mal, dass die USA
einen ihrer Satelliten abschossen. Washington demonstrierte mit der
erfolgreichen Aktion seine militärischen Fähigkeiten - wenngleich die
US-Regierung stets betont hatte, dass sie damit keine militärischen Ziele
verfolge. Außenamtssprecher Tom Casey betonte noch am Mittwoch, der Abschuss
diene einzig und allein dem Schutz von Menschenleben.
Test für Anti-Satelliten-Waffe
Kritiker hatten gewarnt, die
USA wollten auf diese Weise eine Anti-Satelliten-Waffe testen. Russland und
China äußerten Bedenken, dass der Abschuss die Sicherheit im Weltall
gefährden könnte und reagierten im Vorfeld empört. Das
Verteidigungsministerium in Moskau hatte am Sonntag erklärt, die USA wollten
"den Rüstungswettlauf ins All verlegen".
China beunruhigt
Die Volksrepublik erklärte nach dem Abschuss,
man beobachte genau, ob der Abschuss negative Folgen für andere Länder habe,
Washington müsse seinen internationalen Verpflichtungen nachkommen und der
Staatengemeinschaft umgehend Informationen und "relevante Daten" zum
Raketenbeschuss des defekten Satelliten vorlegen, denn andere Staaten
müssten Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, mahnte ein Sprecher des
Außenministeriums in Peking. China selbst hatte Anfang des vergangenen
Jahres Sorgen über ein neues Wettrüsten im Weltraum ausgelöst, indem es eine
Rakete zur Zerstörung von Satelliten getestet und einen alten
Wettersatelliten abgeschossen hatte. Damals hatten die USA verärgert
reagiert.
Shuttle-Landung abgewartet
Mit dem Abschuss des Satelliten hatte
Washington gewartet, bis die US-Raumfähre "Atlantis" sicher auf der Erde
gelandet war. Die "Atlantis" war am Mittwochvormittag (Ortszeit) in Florida
gelandet. Eine Verschlechterung des Wetters und eine damit einhergehende
hohe Wellen im Pazifik hatten den Abschuss jedoch zuletzt fraglich
erscheinen lassen. Noch kurz vor dem erfolgreichen Abschuss hatte US-Admiral
Timothy Keating sich zurückhaltend über die Erfolgsaussichten geäußert. Er
sei "vorsichtig optimistisch", sagte er. Für den Fall eines Scheiterns hatte
die US-Marine ein weiteres Schiff mit einer Abfangrakete im Pazifik kreuzen
lassen.