Vor fünf Jahren fand man das zerstörte Kanu von John Darwin, seither war er verschollen. Jetzt meldete er sich bei der Polizei.
Als John Darwin am Samstag in die Londoner Polizeistation marschierte, hatten die Beamten zuerst nur ein Schmunzeln übrig. "Ich glaube, ich bin eine vermisst gemeldete Person", sagte der 57-Jährige. Das einzige, an das sich der Brite erinnern konnte war sein Name, sein Geburtsdatum und seine Adresse.
Fünfeinhalb Jahre verschwunden
Die Tatsache, dass er vor
fünfeinhalb Jahren spurlos verschwunden war und offenbar nie ein
Lebenszeichen von sich gegeben hatte, war ihm entfallen. Nun rätselt
Großbritannien sowohl über das mysteriöse Auftauchen des Totgeglaubten als
auch über das vorherige Leben des ehemaligen Gefängnisbeamten an der
Ostküste Englands.
Suchaktionen brachten keinen Erfolg
Von dort war er an einem
Donnerstagmorgen im März 2002 auf eine Kanutour gegangen. Doch statt ihm kam
nur sein Kanu zurück an Land: Das rote Boot lag zerbrochen am Strand nahe
der Hafenstadt Hartlepool. Trotz der groß angelegten Suche mit Hubschrauber
und Rettungsbooten fanden die Einsatzkräfte nur Darwins gelbe Rettungsweste
und ein Ruder. Seine Familie hielt den damals 51-Jährigen für tot. "Ich
glaube, John hatte einen unglücklichen Unfall und ist gestorben. Das ist die
einzige Möglichkeit, wie ich damit fertig werden kann", sagte seine Frau
Anne in einem Interview sechs Monate nach dem Verschwinden ihres Mannes.
Spekulationen um Darwins Frau
Doch genau Darwins Frau sorgt jetzt
für Spekulationen: Wie Nachbarn angaben, wanderte die 55-Jährige vor etwa
sechs Wochen plötzlich aus - vermutlich nach Panama. Allerdings nicht ohne
ihre beiden Häuser an der Küste für umgerechnet rund 630.000 Euro zu
verkaufen und ein Konto in dem südamerikanischen Land zu eröffnen, wie die
"Times" berichtete und bereits eine "Panama-Connection" hinter dem Fall
wittert. "Die Möbelpacker kamen und sie war verschwunden. Sie sagte nicht
auf Wiedersehen und hinterließ keine Adresse. Es war als hätte sie sich in
Luft aufgelöst", sagte Nachbar Alec Dixon dem "Independent".
Boulevardblätter wie der "Daily Mirror" vermuten, der Ex-Lehrer Darwin habe
an der Börse mit Aktien spekuliert.
Zweifel an "Unfallgeschichte"
Fakten sind das alles
nicht, aber die Aussagen der damaligen Rettungskräfte werfen zumindest
Zweifel an Darwins Kanutour auf. Entgegen ersten Behauptungen war die See
"ruhig wie ein Mühlteich", sagte Tom Waller, der an jenem Tag Dienst hatte.
Ein Kentern war da wohl schwierig. Nach Angaben von
Wohltätigkeitsorganisationen verschwinden Menschen immer wieder wegen Geld-
oder Familiensorgen oder wegen psychischer Probleme.
Wohnt derzeit bei erwachsenen Söhnen
Die Polizei hoffte am
Dienstag, den Mann befragen zu können und Licht ins Dunkel zu bringen. "Er
kann sich an rein gar nichts erinnern", sagte Helen Eustace, Sprecherin der
Polizei Cleveland im Nordosten Englands. "So etwas passiert nicht oft. Es
ist ein Schock, vor allem für die Familie". Derzeit ist Darwin bei seinen
beiden erwachsenen Söhnen Mark und Anthony. Sein Vater Ronald erklärte
unterdessen, sein Sohn habe vermutlich einen Gedächtnisschwund erlitten, als
er als Kind einen Autounfall hatte. "Jetzt hat er seine Erinnerung
wiedererlangt", sagte der 90-Jährige. Er habe immer daran geglaubt, dass er
irgendwann wieder zurückkehrt.