Die Ursache der Karambolage einer Hochgeschwindigkeitsfähre mit einem Containerschiff in der Meerenge von Messina ist unklar.
Vier Menschen starben und fast 90 weitere wurden verletzt, als am frühen Montagabend in der Meerenge von Messina eine Schnellfähre mit einem Containerschiff zusammenprallte. Die Umstände des Unfalls vor der Küste Siziliens waren auch am Dienstag noch unklar. Da die Wetterbedingungen zum Unglückszeitpunkt gut waren, gehen Ermittler von menschlichem Versagen des Kapitäns der Fähre aus.
Bei den Opfern handelt es sich um drei Besatzungsmitglieder der Fähre und den Kapitän. "Wahrscheinlich hat er den Abstand und die Geschwindigkeit des Frachtschiffes falsch kalkuliert", hieß es. Jedoch habe er durch ein Manöver in letzter Sekunde vermutlich viele Menschenleben gerettet - denn statt frontal auf das unter der Flagge von Antigua und Barbuda fahrende Containerschiff zu prallen, wurde die Schnellfähre seitlich getroffen. "Und an dieser Stelle ist das Tragflügelboot besonders robust", sagte ein Mitarbeiter der Küstenwache. Der Frachter sei von rechts gekommen und habe deshalb Vorfahrt gehabt, hieß es.
Sicherheitsmängel
"Die Sicherheitsmängel in der viel
befahrenen Straße von Messina sind schon seit Jahrzehnten bekannt", sagte
Transportminister Alessandro Bianchi. "Aber glücklicherweise ist es nicht
zum schlimmsten Katastrophenfall gekommen. Wenn die Fähre anders auf den
Frachter geknallt wäre, hätte der Unfall zu einer viel schlimmeren Tragödie
führen können", fügte er hinzu. Der Bürgermeister von Messina, Francantonio
Genovese, forderte am Dienstag eine Sondersitzung mit der Regierung zum
Thema Sicherheit in dem Meeresabschnitt.
Panik an Bord
Das Tragflächenboot Segesta Jet der
italienischen Staatsbahnen war mit rund 130 Passagieren an Bord unterwegs
von Reggio Calabria auf dem italienischen Festland nach Messina auf
Sizilien. An Bord sei nach dem Unfall Panik ausgebrochen, berichteten
Augenzeugen. Verängstigte Passagiere sprangen über Bord, viele bluteten am
Kopf, andere waren zwischen Trümmern eingeklemmt. Die wenige Minuten später
eintreffenden Rettungskräfte arbeiteten stundenlang, um alle Passagiere in
Sicherheit zu bringen. Die meisten von ihnen seien Pendler gewesen, die die
30-minütige Strecke jeden Tag zurücklegen. Von den zehn
Besatzungsmitgliedern des 130 Meter langen Frachtschiffes wurde niemand
verletzt.
"Die Crew hat hervorragende Arbeit geleistet, sie ist ruhig geblieben und hat uns alle nach und nach zum Heck des Schiffes gebracht", sagte Andrea, ein 19-jähriger Student aus Sizilien. "Ich hatte schreckliche Angst, ich dachte, ich würde sterben", erklärte ein anderer Pendler.
Die in den Unfall verwickelten Schiffe sollen nun beschlagnahmt werden, sagte Luigi Croce, ein Staatsanwalt aus Messina. Ermittlungen sollen die Ursache des Unglücks klären. "Die Situation ist noch sehr konfus, es ist zu früh, um sich vom genauen Unfallhergang ein Bild zu machen", erklärte er. In Messina und Reggio Calabria wurde für die Beerdigung der Opfer ein Tag der Trauer ausgerufen.