Es gibt Hinweise aus Hamburg, dass der mutmaßliche Täter Giovanni Strangio dort gesehen wurde.
Die Fahndung nach dem Italiener Giovanni Strangio als mutmaßlichem Drahtzieher der Mafia-Morde von Duisburg ist auch am Montag zunächst ergebnislos geblieben. Drei Tage nach Veröffentlichung des Fahndungsaufrufs hatten die Ermittler weiter keine Erkenntnisse über den Aufenthaltsort des 28-Jährigen, wie ein Polizeisprecher in Duisburg mitteilte. Strangio gehört einem der beiden rivalisierenden Mafia-Clans aus dem kalabrischen San Luca an, deren Fehde als Auslöser für den Mord an sechs Italienern Mitte August in Duisburg gilt.
Hinweise aus Hamburg
Zwar hatte ein Hamburger Taxifahrer am
Wochenende angegeben, er habe den Wagen des Gesuchten gesehen. Die
anschließende Suche nach dem von Strangio angemieteten schwarzen Renault
Clio mit dem Kennzeichen HH - BM 7070 verlief allerdings ergebnislos. Die
Polizei hatte die Wohnung von Strangio in Kaarst bei Düsseldorf vor gut
einer Woche durchsucht und dabei festgestellt, dass die Räume offenbar
fluchtartig verlassen worden waren. Die Fahnder besitzen nach eigenen
Angaben Anhaltspunkte, dass S. einen Racheakt für ein Attentat des
konkurrierenden Mafia-Clans an Weihnachten 2006 in San Luca geplant hatte.
Fluchtartig verlassene Wohnungen
"Wir waren bereits recht
nahe dran an den Burschen", sagte Polizeisprecher Uwe Weidemann am
Donnerstag der AP. Bei Durchsuchungen am vergangenen Freitag stieß die
Polizei den eigenen Angaben zufolge auf mehrere Wohnungen die offensichtlich
fluchtartig verlassen worden waren. Genauere Einzelheiten zu den
Ermittlungen wollte die Polizei allerdings nicht nennen.
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"Teilweise befanden sich halb gefüllte Gläser und Flaschen noch auf den Tischen", berichtete die Polizei. Außerdem fanden die Polizisten in den Räumen zurückgelassenes Bargeld. Ein klareres Bild haben die Ermittler inzwischen auch von den Ereignissen der Tatnacht. So hatten die Mordopfer kurz vor der Tat im Restaurant "Da Bruno" nicht etwa den 18. Geburtstag von Tommaso V. gefeiert, wie die Fahnder zunächst glaubten. Vielmehr habe es sich offenbar um ein Aufnahmeritual gehandelt, mit dem der junge Mann in die 'Ndrangheta aufgenommen worden sei. Bei einem der Opfer sei ein entsprechendes Beweisstück in Form eines angebrannten Heiligenbildes gefunden worden.
40 Festnahmen in Italien
In Italien wurden unterdessen 40
mutmaßliche Mitglieder der 'Ndrangheta am Donnerstag in der süditalienischen
Region Kalabrien festgenommen worden. Sie gelten als Mitglieder einer der
Clans, die in der sogenannten Fehde von San Luca verwickelt sind. Im Rahmen
eben dieser Fehde waren die sechs Männer in Duisburg getötet worden.
Die Haftbefehle wurden aufgrund von Ermittlungen der Anti-Mafia-Einheit der kalabresischen Hauptstadt Reggio Calabria erlassen. Sie betreffen mehrere Mitglieder der Mafia-Familien Nirta-Strangio und Pelle Vottari. Festgenommen wurden auch einige Brüder der Opfer von Duisburg, darunter Achille Marmo, Bruder des in Deutschland erschossenen Marco M. Auch Giovanni St., Bruder des in Duisburg ermordeten Sebastiano St., wurde verhaftet. Zu den prominentesten Mafia-Bossen, die festgenommen wurden, zählt Giovanni N. Keiner der Mafiosi wurde jedoch wegen Beteiligung am Blutbad in Duisburg festgenommen, teilte die italienische Polizei mit.
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Den Festgenommenen wird unter anderem Mord, Waffenhandel, sowie Beteiligung an mafiösen Organisationen vorgeworfen, teilte die Polizei mit. Im Rahmen der Anti-Mafia-Razzia wurden 400 Polizisten, eingesetzt. Die Polizei will weitere Racheaktionen im Rahmen der blutigen Fehde zwischen rivalisierenden Clans der 'Ndrangheta vermeiden.
"Die Festnahme sind eine starke und notwendige Reaktion des Staates, um die Mafia-Fehde zwischen Clans in Kalabrien zu stoppen", betonte der italienische Innenminister Giuliano Amato. Ziel der Razzia sei, weitere Morde in Kalabrien als Racheaktion nach dem Mord in Duisburg zu verhindern. "Jetzt wollen wir die fruchtbare Zusammenarbeit mit der deutschen Polizei fortsetzen, um die Interessen der 'Ndrangheta in Deutschland zu bekämpfen und die Killer des Blutbades in Duisburg zu entlarven", sagte der Innenminister auf einer Pressekonferenz in Rom.
Enge Zusammenarbeit zwischen Italien und Deutschland
Im Rahmen
der Ermittlungen um den Sechsfach-Mord von Duisburg ist der Chef des
deutschen Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, am Donnerstag in
Kalabrien eingetroffen. Ziercke führte Gespräche mit dem Vize-Polizeichef
Nicola Cavaliere. An der Zusammenkunft war auch der bekannte
Anti-Mafia-Staatsanwalt Piero Grasso beteiligt. Grasso warnte, dass noch
mehrere Bosse der 'Ndrangheta festgenommen werden müssen. "Wir
sind sicher, dass wir mit der Unterstützung der europäischen Polizei rechnen
können", meinte Grasso.