Block 1 im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ist in der Nacht auf Samstag erneut gestoppt worden.
Laut der Online-Ausgabe von "Aftonbladet" wurden neue Mängel im Sicherheitssystem des Reaktors festgestellt. Bei einem Störfall hätte das Sicherheitssystem möglicherweise versagt, deshalb habe man sich für die Abschaltung entschieden, hieß es seitens der staatlichen Atomkraftinspektion SKI. Im Laufe des Tages ist bei SKI ein Krisentreffen zu dem Vorfall geplant.
Auch Reaktor 2 heruntergefahren
Nachdem in Proben von
Gummidichtungen Materialmängel festgestellt wurden, muss im schwedischen Akw
Forsmark ein weiterer Reaktor heruntergefahren werden. Ein Sprecher des
Kraftwerks sagte gegenüber der Nachrichtenagentur TT, Block 2 werde im Laufe
des Samstagnachmittag ebenfalls gestoppt, um die Dichtungen untersuchen zu
können. Wie lange die zwei Reaktoren abgeschaltet bleiben, und ob noch
weitere vom Netz genommen werden müssen, ist vorerst unklar.
Analyse der Materialproben
Vergangene Woche hatte laut Angaben
der schwedischen Atomsicherheitsbehörde SKI eine Analyse von Materialproben
einer der Dichtungen Hinweise ergeben, dass die Dichtungen überaltet und
nicht mehr elastisch genug seien, um bei einem Störfall möglicherweise
austretenden heißen Dampf effektiv isolieren zu können. Dadurch könne man
einen möglichen Unfall schwieriger kontrollieren, sagte SKI-Sprecher Anders
Jörle der schwedischen Nachrichtenagentur TT.
Schwerer Zwischenfall 2006
Seit einem allgemein als ernst
eingestuften Zwischenfall im selben Reaktorblock in Forsmark am 25. Juli
vergangenen Jahres ist die Diskussion über die Sicherheit in den
schwedischen Atomkraftwerken im In- und Ausland nicht zur Ruhe gekommen.
Wiederholt kam es zu unvorhergesehenen Abschaltungen an den drei
AKW-Standorten.
"Verfall der Sicherheitskultur"
Zuletzt wurde ein
interner Bericht bekannt, indem ein "längerfristiger Verfall der
Sicherheitskultur" in Schwedens Atomanlagen konstatiert wurde. So
wurden mehrfach Angestellte nach Hause geschickt, weil sie alkoholisiert
waren.
Zu 50 Prozent Atomstrom
Schweden betreibt derzeit insgesamt zehn
Atomreaktoren an den Standorten Forsmark, Oskarshamn (beide an der
Ostseeküste) und Ringhals (Westküste). Rund die Hälfte des schwedischen
Stromaufkommens stammt aus der Atomkraft. In den kommenden Jahren sind an
mehreren der Reaktoren leistungssteigernde Umbaumaßnahmen geplant. Vorerst
will Schweden keine neuen Atomkraftwerke errichten.