Großbritannien

1.600 Terrorverdächtige im Visier

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Der britische Geheimdienst und die Regierung malen ein düsteres Bild. Sogar der Einsatz von "schmutzigen Bomben" wird befürchtet.

Großbritannien sieht sich mit einer intensiven und dauerhaften Terrorgefahr konfrontiert: Über 1.600 Verdächtige habe der britische Geheimdienst im Visier, die "aktiv im Terrorismus" engagiert seien, sagte Geheimdienstchefin Eliza Manningham-Buller bei einem Vortrag in London. Dem Inlandsgeheimdienst MI5 seien fast 30 geplante Anschläge bekannt, bei denen Menschen getötet und die britische Wirtschaft geschädigt werden sollten. "Das Risiko für Großbritannien ist nachhaltig", erklärte sie. Regierungschef Tony Blair unterstützte die Geheimdienstchefin. " Die Terrorgefahr ist sehr real", sagte er. Der Kampf gegen den Terror werde mindestens eine Generation währen.

Angst vor schmutzigen Bomben
Es handle sich nicht um Einzelfälle, sagte Manningham-Buller. Der Geheimdienst und die Polizei hätten 200 Gruppen und Netzwerke im Blick. Es könne sogar noch mehr Verdächtige geben. Seit Jänner hätten sich die Fälle, die MI5 bearbeite, um 80 Prozent erhöht. Die meisten sind junge Männer, viele von ihnen mit britischem Pass. Sie sei alarmiert über das Ausmaß der Radikalität, meinte Manningham-Buller. Einige Verdächtige hätten direkte Kontakte zum Terrornetzwerk Al Kaida, andere seien nur von der Ideologie inspiriert. Derzeit würden die Bomben noch mit konventionellem Sprengstoff gebaut. In Zukunft müsse aber auch mit der Verwendung von chemischen, bakteriellen und radioaktiven Materialien gerechnet werden, also so genannten schmutzigen Bomben. Diese können eine ganze Stadt für immer unbewohnbar machen.

"Ich sage seit einigen Jahren, dass die terroristische Bedrohung sehr real ist", sagte Blair. Die Bedrohung habe sich über eine lange Zeit aufgebaut und sie werde "eine Generation" anhalten. Blair rief auch in Richtung der moslemischen Gemeinden dazu auf, Extremisten anzuprangern, "die den Geist, insbesondere von jüngeren Menschen, verziehen und verderben" wollen. Dies sei neben den Terrorgesetzen eine der wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen.

Erst am Dienstag war der Brite Dhiren Barot wegen der Planung von Anschlägen in Großbritannien und den USA zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Barot, der für mindestens 40 Jahre ins Gefängnis muss, plante laut der Anklage zeitgleiche Anschläge auf die Gebäude des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington, auf die New Yorker Aktienbörse an der Wall Street und auf die Finanzgruppe Prudential in Newark nahe New York. In Großbritannien habe er eine "schmutzige Bombe" einsetzen wollen.

Tödliche Anschläge in London
Die britische Polizei hatte im August nach eigenen Angaben eine Serie von Anschlägen auf Transatlantikflüge in die USA vereitelt. Am 7. Juli 2005 hatten sich vier moslemische Selbstmordattentäter praktisch zeitgleich an verschiedenen Punkten der Londoner U-Bahn und in einem Bus in die Luft gesprengt. Sie rissen 52 Menschen mit in den Tod und verletzten Hunderte.

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