Es ist der dritte schwere Selbstmordanschlag binnen dreier Tage.
Beim dritten Selbstmordanschlag im Nordwesten Pakistans innerhalb von drei Tagen sind am Dienstag auf einem belebten Markt in der Stadt Charsadda mehr als 30 Menschen getötet worden. Shahzeb Khan vom staatlichen Krankenhaus in Charsadda sagte, über 30 Leichen und mehr als 50 Verletzte seien in das Spital gebracht worden. Dutzende weitere Schwerverletzte würden in der etwa 30 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Peshawar behandelt.
Zahl könnte steigen
Die Zahl der Opfer könne wegen der
vielen lebensgefährlich Verwundeten weiter steigen. Distrikt-Polizeichef
Riaz Khan sagte, der Selbstmordattentäter habe sich auf dem Markt in einem
Auto in die Luft gesprengt. Augenzeugen sagten dem Sender Express
Television, der Attentäter habe das Fahrzeug in andere Wagen und Marktstände
gesteuert und dann den Sprengstoff gezündet. Dutzende Läden wurden bei der
Explosion zerstört. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Verdächtigt
wurden aber die Taliban, die für Dutzende ähnliche Anschläge in den
vergangenen Monaten in Pakistan verantwortlich gemacht werden. Erst am
Montag waren bei einem Selbstmordanschlag in Peshawar drei Menschen getötet
worden. Am Tag zuvor hatte ein Selbstmordattentäter in der Nähe von Peshawar
13 Menschen mit in den Tod gerissen, darunter einen Taliban-feindlichen
Bürgermeister.
Bei der Detonation einer Autobombe auf einem Markt in Peshawar, der Hauptstadt der Nordwest-Grenzprovinz, waren im vergangenen Monat mehr als 110 Menschen getötet worden. Mitte vergangenen Monats begann die pakistanische Armee eine Offensive gegen die Taliban im Grenzgebiet zu Afghanistan. Die Extremisten haben ihre Anschläge seitdem besonders im Nordwesten des Landes verschärft. Die Armee teilte am Dienstag mit, bei den jüngsten Gefechten der Offensive seien neun "Terroristen" getötet worden, ein weiterer sei gefangen genommen worden. Nach Angaben des Militärs kamen damit seit Beginn der Operation im Stammesgebiet Süd-Waziristan am 17. Oktober 495 Aufständische und 46 Soldaten ums Leben.
Guerilla-Krieg
Die pakistanischen Taliban haben unterdessen einen
langwierigen Guerilla-Krieg um Süd-Waziristan angekündigt. Die Armee täusche
sich, wenn sie bei ihrer Offensive in der Grenzregion zu Afghanistan auf
einen leichten Sieg gehofft habe, sagte Taliban-Sprecher Azam Tariq am
Donnerstag: "Sie dachten, sie könnten Waziristan leicht einnehmen, aber
der Kampf dort wird härter sein als in Kaschmir."
Taliban-Sprecher Tariq bestritt wesentliche Verluste der Extremisten. Die Armee nehme zwar Straßen ein, doch die Islamisten kämpften in den Wäldern und Bergen weiter. "Wir haben einen Guerilla-Krieg gegen die pakistanische Armee begonnen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon. Die Streitkräfte hätten bei mehreren Angriffen der Taliban schwere Verluste erlitten. "Wer unserer Bewegung Schaden zufügt, wird eine Lektion erteilt bekommen."
In der zwischen Indien und Pakistan umstrittenen, vorwiegend von Muslimen bewohnten Himalaya-Region Kaschmir sind bei Auseinandersetzungen zwischen Separatisten und der indischen Armee seit 1989 Zehntausende Menschen ums Leben gekommen.