Brutaler Anschlag bei Bagdad: Eine Selbstmordattentäterin sprengte sich in die Luft - und riss mindestens 40 schiitische Pilger in den Tod.
Eine Selbstmordattentäterin hat am Freitag auf einem schiitischen Pilgerweg im Irak rund 40 Menschen mit sich in den Tod gerissen. Die meisten Opfer waren Frauen und Kinder. Die Terroristin mischte sich in der Nähe der Ortschaft Iskanderiya rund 40 Kilometer südlich der Hauptstadt Bagdad unter eine Gruppe von Frauen, die sich mit ihren Kindern zu Fuß auf den Weg zum Schrein des Imams Hussein in Kerbala (Kerbela) gemacht hatten und zündete ihren Sprengstoffgürtel. Es war bereits der dritte Anschlag innerhalb von drei Tagen auf Pilger im Irak.
85 Verletzte
Nach Angaben der Polizei wurden bis zu 85 weitere
Menschen verletzt. Wie Augenzeugen berichteten, setzten die anderen Pilger,
ihre Prozession fort, nachdem Sanitäter und Polizisten die Toten und
Verletzten in die umliegenden Krankenhäuser gebracht hatten.
Iskandariya gehört zu einer Region südlich von Bagdad, die vor zwei Jahren noch "das Todesdreieck" genannt wurde, weil damals Aufständische und Terroristen dort viele Anschläge verübten. Auf der Pilgerstrecke herrschen scharfe Sicherheitsvorkehrungen.
Bereits am Donnerstag war in Kerbala unweit der Imam-Hussein-Moschee ein mit Nägeln durchsetzten Sprengsatz detoniert. Zehn Pilger starben. 56 Menschen erlitten Verletzungen. Am Tag davor waren zwölf Menschen bei einem Anschlag auf Pilger in Bagdad getötet worden. Wie die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak meldete, starben am Freitag außerdem zwei Buben, als eine Landmine neben einem Fußballplatz in Iskanderiya detonierte.
Kalif Yazid-Gedenken
Die Schiiten gedenken in diesen Tagen des
Todes des von ihnen als Märtyrer verehrten Imam Hussein im Jahr 680, als er
von Truppen des sunnitischen Kalifen Yazid umgebracht wurde. Hussein war ein
Enkel des Propheten Mohammed. Die Feierlichkeiten zum "Arbaien" (der 40. Tag
nach seinem Tod) erreichen am kommenden Montag ihren Höhepunkt.
Hunderttausende Schiiten sind nach Kerbala unterwegs.
Bei den kommunalen Wahlen im Irak Ende Jänner konnte das schiitische Parteinbündnis von Ministerpräsident Nuri al-Maliki im schiitisch dominierten Süden deutliche Gewinne verbuchen. Grund dafür war wohl unter anderem der Rückgang der Gewalt. Dennoch kommt es immer wieder zu Anschlägen, die oft sunnitischen Extremistengruppen wie dem Terrornetzwerk Al-Kaida zugeschrieben werden. Sie versuchen offenbar, wieder einen konfessionellen Konflikt heraufzubeschwören, der das Land schon einmal vor zwei Jahren fast in einen Bürgerkrieg gestürzt hätte.
Bereits vor einem Jahr hatte ein Selbstmordattentäter rund 43 Pilger getötet und weitere 60 verletzt. Im März 2008 waren bei einem Selbstmordanschlag in der Nähe des Mausoleums in Kerbala 52 Menschen getötet worden. Die Region um Kerbala ist derzeit unter sunnitischer Kontrolle. Die Sunniten wurden unter dem Regime von Ex-Diktator Saddam Hussein in vieler Hinsicht gegenüber der schiitischen Mehrheit bevorzugt.
Britischer Soldat getötet
Das Verteidigungsministerium in
London gab unterdessen den Tod eines britischen Soldaten im Irak bekannt. Er
sei am Donnerstag durch einen Schusswechsel auf dem Gelände des britischen
Militärstützpunktes in der südlichen Stadt Basra ums Leben gekommen, hieß
es. Zu Täter(n) und Motiv machte das Ministerium keine Angaben.
Das türkische Militär hat bei Luftangriffen im Nordirak nach eigenen Angaben 13 Kämpfer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) getötet. Die Stellungen der PKK seien bereits in der vergangenen Woche im Nordosten des Autonomiegebietes der irakischen Kurden bombardiert worden, teilte der türkische Generalstab am Freitag in Ankara mit. Die türkische Luftwaffe fliegt immer wieder grenzübergreifende Angriffe auf mutmaßliche Stellungen der PKK im Nordirak. PKK-Kämpfer haben von ihren Lagern im Irak aus mehrfach Ziele in der Türkei angegriffen. Die PKK kämpft seit Anfang der 80er Jahre für Unabhängigkeit oder größere Autonomie der Kurdengebiete von der Türkei.