Mehrere tschechische Politiker sollen sich ihren Uni-Abschluss erschlichen haben.
Skandal an der Jus-Fakultät der staatlichen Westböhmischen Universität in Pilsen (Plzen): Dutzende Hörer haben das Studium, das normaleweise fünf Jahre dauert, in viel kürzerer Zeit absolviert, einige sogar in ein paar Monaten. Die Fakultät war dadurch bekanntgeworden, dass dort mehrere ehemalige sowie aktive Politiker studiert haben.
Verdacht
Eine Kommission des Prager Unterrichtsministeriums hatte
schon seit längerem Verdacht geschöpft. Deren Chefin, Vladimira Dvorakova,
bestätigte, dass es Dutzende Fälle gebe. Der frühere Stellvertreter des
tschechischen Polizei-Präsidenten benötigte fünf Monate, andere schafften es
in den Sommerferien. Dutzende Dissertationen fehlen übrigens im Archiv der
Fakultät - so auch jene des ehemaligen sozialdemokratischen Premiers
Stanislav Gross.
Plagiat
Die Affäre kam auf, als sich die Dissertation des
mittlerweile zurückgetretenen Prodekans als Plagiat
entpuppte. Nun befasst sich die Polizei mit den Machenschaften. Der
ehemalige Justizminister Jiri Pospisil, der interimistisch die Leitung der
Fakultät übernahm, sagte, es sei nur eine Frage von einigen Tagen, bis
Strafanzeigen vorliegen würden.
Diskutiert wird bereits die Möglichkeit, verdächtigen Absolventen die Titel abzuerkennen. Experten streiten jedoch, ob dies überhaupt möglich ist.