Vor allem Zivilisten

90 Tote bei Bombenangriffen in Afghanistan

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Unter den Opfern befinden sich vor allem Frauen und Kinder. Das US-Militär spricht von einem Unfall.

Der Tod von bis zu 90 Zivilisten bei einem Luftangriff der US-geführten Koalition hat in Afghanistan Empörung und wütende Proteste ausgelöst. Politiker der Provinz hätten Samstag früh bei einem Besuch des abgelegenen Dorfes Azizabad im Distrikt Shindand etwa 90 Leichen gezählt, berichtete Polizeisprecher Abdul Rauf Ahmadi der Deutschen Presse-Agentur dpa. Das afghanische Innenministerium hatte am Freitag von 50 Kindern, 19 Frauen und acht Männern, die bei dem Angriff getötet worden seien, berichtet.

Unruhen
Nach Angaben Ahmadis griffen mehrere hundert aufgebrachte Dorfbewohner afghanische Soldaten an, die den Angehörigen der Opfer Hilfe bringen sollten. Als die Angegriffenen zurückgeschossen hätten, seien drei Demonstranten verletzt worden. Daraufhin seien die Soldaten wieder abgerückt.

Die US-geführten Koalitionstruppen erklärten, die Vorwürfe würden "sehr ernst genommen". Der UNO-Koordinator für Afghanistan, Kai Eide, sagte, eine gründliche Untersuchung des Vorfalls sei unbedingt notwendig. Die Vereinten Nationen hätten mehrfach deutlich gemacht, dass "zivile Opfer inakzeptabel" seien: "Sie untergraben das Vertrauen und die Zuversicht des afghanischen Volkes."

Der afghanische Präsident Hamid Karzai erklärte: "Alle unsere Anstrengungen, zivile Opfer zu vermeiden, haben keine positiven Ergebnisse gebracht und unsere unschuldigen Landsleute werden immer noch bei Anti- Terrorismus-Operationen getötet". Er kündigte an, die Regierung werde in Kürze einen Maßnahmenkatalog bekanntgeben, um künftig den Tod von Zivilisten möglichst zu vermeiden.

Unmut in der Bevölkerung
Zivile Opfer bei Operationen ausländischer Soldaten in Afghanistan sorgen für zunehmenden Unmut in der Bevölkerung. Die Regierung von Karzai und die Vereinten Nationen haben die internationalen Truppen bereits mehrfach zu größerer Vorsicht aufgerufen. Erst Mitte Juli waren bei einem US-Luftangriff auf eine Hochzeitsgesellschaft in der ostafghanischen Provinz Nangarhar 47 Zivilisten getötet worden.

nsgesamt wurden bei Kämpfen in diesem Jahr nach afghanischen Militärangaben bereits rund 3.000 Menschen getötet. Davon sollen etwa 1.000 Zivilisten gewesen sein.

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