Irak

Regierung dementiert Putschversuch

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Bagdad wurde aus Angst vor Attentaten auf Politiker abgeriegelt.

Die irakische Regierung ist Gerüchten über einen vereitelten Militärputsch entgegengetreten, die am Dienstag in Bagdad die Runde machten. Die Gerüchte waren aufgekommen, nachdem die Sicherheitskräfte in der Früh alle Brücken und Hauptverkehrsstraßen der irakischen Hauptstadt für vier Stunden gesperrt hatten.

Regierungssprecher Ali al-Dabbagh sagte: "Es gibt keinen Militärputsch. So etwas ist ausgeschlossen." Qassem Atta, der Sprecher der Regierung für Sicherheitsfragen, erklärte, die Sicherheitskräfte hätten einen Hinweis erhalten, dass Terrorgruppen in Bagdad am Dienstag mehrere Autobomben zünden wollten. Deshalb seien die Straßen gesperrt worden.

Fahrverbot in mehreren Vierteln
Die regierungskritische Nachrichtenagentur Al-Yaqen berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, in den Stadtvierteln Yarmouk, Al-Adl, Al-Amiriya und Al-Jamaa seien Dutzende von "Zivilisten" festgenommen worden. Ein Fahrverbot in mehreren Stadtvierteln wurde nach Polizeiangaben zu Mittag wieder aufgehoben. Etwa die Hälfte aller Geschäfte und Märkte im Zentrum blieb aber geschlossen. Im Norden der Stadt dauerten die Durchsuchungen an. In Bagdad gibt es mehrere hundert Kontrollstellen, derartige Einsätze sind in den vergangenen Jahren seltener geworden.

In der irakischen Hauptstadt wurden in den vergangenen Monaten mehrere größere Anschläge verübt, die vor allem Regierungseinrichtungen galten. Dabei wurden Hunderte Menschen getötet. Beobachter befürchten angesichts der bevorstehenden Parlamentswahl am 7. März einen weiteren Anstieg der Gewalt.

Protest gegen Wahlausschluss
Im Zusammenhang mit den Gerüchten über einen vereitelten Militärputsch fiel auch der Name des sunnitischen Parlamentariers Saleh al-Mutlaq, dessen Nationale Dialogfront in der vergangenen Woche zusammen mit 14 weiteren Parteien von der Parlamentswahl ausgeschlossen worden war. In der 400 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Mosul (Mossul) demonstrierten rund 400 Menschen gegen den Ausschluss dieser Parteien von der Wahl. Mutlaq hatte für den Urnengang eine Allianz mit mehreren einflussreichen schiitischen und sunnitischen Politikern gebildet, unter ihnen der frühere Ministerpräsident Iyad Allawi.

Nach Angaben der Polizei in Mosul erschossen Unbekannte am Dienstag in der Stadt einen 17 Jahre alten Christen in der Nähe seines Hauses. Bei einem Gefecht zwischen Extremisten und der Polizei starben drei Kämpfer und ein Polizist.

Angriffe auf Christen
Kathpress berichtete am Dienstag von einem Mord an einem Mitglied der christlichen Gemeinde in Mosul am Montag. Mehrere Personen hätten das Feuer auf einen 75-jährigen Gemüsehändler eröffnet, als er abends sein Haus betreten habe, meldete der römische Pressedienst "AsiaNews" demnach unter Berufung auf Augenzeugen. Die Täter hätten ihrem Opfer im Haus aufgelauert.

In den vergangenen Wochen war es in Mosul gehäuft zu Angriffen auf die christliche Minderheit gekommen. Am 30. Dezember hatten Unbekannte einen christlichen Ladenbesitzer und Diakon durch Schüsse schwer verletzt. Zwei Tage zuvor war nach Angaben des Pressedienstes eine christliche Studentin von einer islamistischen Vereinigung entführt worden. Zudem hatte es kurz vor Weihnachten Bombenanschläge auf zwei Kirchen in der Stadt gegeben. Die Lebensumstände der irakischen Christen haben sich seit der US-Invasion 2003 dramatisch verschlimmert. Zahllose Geistliche wurden ermordet, wie der entführte chaldäisch-katholische Erzbischof von Mosul, Paulos Faraj Rahho, dessen Leiche auf einer Müllhalde gefunden wurde.

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