Empörung

Roms Bürgermeister erregt mit Faschismus-Aussagen

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Gianni Alemanno bezeichnete den Faschismus als "nicht das absolut Böse". Faschismus sei ein komplexeres Phänomen gewesen.

Empörte Reaktionen haben Aussagen von Roms rechtsgerichtetem Bürgermeister Gianni Alemanno über den Faschismus ausgelöst. Anlässlich eines Besuchs in Israel meinte der Spitzenpolitiker der postfaschistischen "Alleanza Nazionale" (AN), man müsse zwischen dem Regime von Benito Mussolini und den gegen die Juden gerichteten Rassengesetzen unterscheiden, berichteten italienische Online-Medien am Sonntag.

Faschismus war nicht "das absolut Böse"
In einem Interview mit der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" meinte Alemanno, der Faschismus sei "nicht das absolut Böse" gewesen, das es zu verurteilen gelte. Das seien vielmehr die vom faschistischen Regime erlassenen Rassengesetze gewesen. Damit grenzte sich der römische Bürgermeister von Aussagen des AN-Gründers und jetzigen Kammerpräsidenten Gianfranco Fini ab, der bei einem Israel-Besuch in Jahr 2003 den Faschismus als das "absolut Böse" bezeichnet hatte.

Alemanno meinte dagegen gegenüber dem "Corriere" auf eine entsprechende Frage: "Ich sehe das nicht so und habe es noch nie so gesehen. Der Faschismus war ein komplexeres Phänomen. Viele Menschen haben ihn in gutem Glauben unterstützt und ich will sie nicht mit einer solchen Definition etikettieren. Das absolut Böse, das der Faschismus zu verantworten hat, waren die Rassengesetze, die sein politisches und kulturelles Ende bestimmt haben."

Irritation
Die Aussagen sorgten in der jüdischen Gemeinschaft Italiens für Irritation. Renzo Gattegna, Präsident des Verbandes der jüdischen Gemeinden, erklärte, man könne die Rassengesetze wohl kaum vom Faschismus trennen. Der Präsident der jüdischen Gemeinde Roms, Riccardo Pacifici, sagte, er erwarte sich eine Klärung der Aussagen des ersten Bürgers der Stadt.

Der Chef der oppositionellen Demokratischen Partei, Walter Veltroni, erinnerte daran, dass das faschistische Regime schon vor den Rassengesetzen den Bürgern die Freiheit genommen habe. Er verwies auf das Schicksal von führenden Antifaschisten wie Antonio Gramsci und Giacomo Matteotti, die vom Regime eingesperrt beziehungsweise ermordet wurden.

Rassengesetze wegen Drucks aus Nazi-Deutschland
Im faschistischen Italien hatte es zunächst keine Judenverfolgung gegeben. Erst auf Druck des verbündeten Nazi-Deutschlands wurden 1938 die sogenannten Rassengesetze erlassen. 1943 besetzten deutsche Truppen Mittel- und Norditalien und deportierten 7.000 Juden, von denen fast 6.000 getötet wurden.

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