Indonesien

Unruhen nach Hinrichtungen

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Christen gingen auf die Straße, um ihrem Zorn wegen der Exekution dreier christlicher Extremisten Luft zu machen.

Nach der Hinrichtung christlicher Extremisten ist es am Freitag in Indonesien zu Protesten und Gewalt gekommen. Tausende Menschen gingen in der Heimatstadt eines der drei Extremisten in Westtimor auf die Straße, befreiten Gefangene und setzten das Haus des örtlichen Staatsanwalts in Brand. Polizeiangaben zufolge wurden zwei Polizisten verletzt. Die Europäische Union hat sich "enttäuscht" über die Hinrichtung gezeigt.

In einer Erklärung der finnischen EU-Ratspräsidentschaft vom Freitag heißt es, die EU bedauere die Hinrichtungen. Man sei "enttäuscht" darüber, dass Indonesien "trotz zahlreicher Bekundungen unserer Besorgnis" die Todesstrafe vollstreckt habe. "Die EU ist unter allen Umständen gegen die Todesstrafe und fordert die weltweite Abschaffung dieser grausamen und unmenschlichen Strafe." Die Ratspräsidentschaft forderte die indonesische Regierung auf, auf weitere Hinrichtungen zu verzichten und auf diese Weise die Anwendung der Todesstrafe wieder auszusetzen.

"Niederlage für die Menschlichkeit"
Auch der Vatikan zeigte sich betrübt über die Hinrichtung. "Das ist eine äußerst traurige und schmerzhafte Nachricht", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. "Jedes Mal, wenn eine Todesstrafe ausgeführt wird, ist dies eine Niederlage für die Menschlichkeit." Zugleich erinnerte er am Donnerstagabend in Rom daran, dass sich Papst Benedikt XVI. für die drei Männer eingesetzt hatte.

Die drei christlichen Extremisten waren für die Anstiftung zum Lynchmord an Muslimen in der Provinz Zentral-Sulawesi zum Tod verurteilt worden. Sie hatten stets ihre Unschuld beteuert. Um neuer Gewalt zwischen Christen und Muslimen vorzubeugen, hatte die Polizei zuvor ihre Sicherheitsvorkehrungen in der Region massiv verschärft. In der Provinzhauptstadt Palu wurden rund 4.000 zusätzliche Polizisten und Soldaten stationiert.

Proteste und Ausschreitungen
Augenzeugen zufolge gingen in der Stadt Atambua in Westtimor, aus der einer der drei Extremisten stammte, tausende Christen auf die Straße, um ihrem Zorn Luft zu machen. Die Demonstranten seien in ein Gefängnis eingedrungen und hätten rund 200 Gefangene laufen lassen, sagte Elli Mali, ein Vertreter des örtlichen Roten Kreuzes. Auch im Gebiet Poso, in dem der Lynchmord vor fünf Jahren begangen wurde, protestierten hunderte Christen gegen die Hinrichtungen. Sie hätten Autoreifen auf den Straßen angezündet und Polizisten mit Steinen beworfen, sagte ein Polizeisprecher. Ein Beamter sei verletzt worden. In beiden Orten ließen die Proteste jedoch innerhalb von wenigen Stunden wieder nach und die Polizei sprach von einer Beruhigung der Lage.

In Zentral-Sulawesi fielen in den Jahren 1998 bis 2001 rund 2000 Menschen Unruhen zwischen Christen und Muslimen zum Opfer. Die drei Verurteilten hatten 2001 einen Mob aus Christen angestiftet, eine muslimische Grundschule im Gebiet Poso anzugreifen. Rund 85 Prozent der Indonesier sind muslimisch.

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