Al Kaida veröffentlichte ein Handbuch für Mütter über die Erziehung zum "Märtyrer".
Extremistengruppen wie Al Kaida haben Kinder und Frauen als Zielgruppe für die Anwerbung über das Internet entdeckt. "Terroristen sprechen gezielt Kinder an, um sie für die Ideologie und später für den Terrorismus zu gewinnen", sagte der Kommunikationswissenschaftler Gabriel Weimann der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview. Weimann, der an der Universität von Haifa in Israel lehrt, nahm am Freitag als Experte an einem Treffen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zum Kampf gegen den Aufruf zum Terrorismus über das Internet teil.
Online-Handbuch für Erziehung
Das Terrornetzwerk Al Kaida
habe online ein Handbuch für Frauen veröffentlicht, sagte Weimann. Dem in
rosa gehaltenen Ratgeber sei zu entnehmen, "wie man sein Kind erzieht, damit
es sich als 'Märtyrer' für den Jihad (Heiligen Krieg) opfert", sagte
Weimann. Die Frauen würden beraten, wie sie ihren Ehemann unterstützen
könnten oder was sie tun müssten, um selbst einen Selbstmordanschlag zu
verüben. "Die Mütter sind die neue Zielgruppe", sagte Weimann.
Anwerbung von Kindern
Die Anwerbung für Terrororganisationen
beginne oft bei Kindern, die vor dem Computer sitzen. "Wenn sie auf Kinder
abzielen, machen sie es genau so, wie jede andere Werbefirma", sagte
Weimann. "Sie setzen Comics, Märchen und Filme ein und schreiben Wettbewerbe
aus, bei denen Preise zu gewinnen sind." Dass sich Terroristen an Kinder
wenden, nannte der Wissenschaftler einen alarmierenden Trend. "Die
ideologische Rekrutierung fängt im Internet an", sagte er.
Fast 6000 Terror-Websites im Internet
Weimanns Team in Haifa
begann vor neun Jahren, über die Verbreitung terroristischer Inhalte über
das Internet zu forschen. "Damals haben wir zwölf Webseiten beobachtet",
sagte er. "Heute sind es 5800 Webseiten von Terroristen, die wir uns
ansehen." Für den Kampf gegen den Terrorismus seien daraus wichtige
Erkenntnisse zu ziehen. "Man lernt zum Beispiel, wie zerstritten einige
Gruppen untereinander sind, wenn man die Debatten auf deren Webseiten im
Internet verfolgt."