Sri Lanka

Attentat forderte 100 Tote

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Beim schwersten Selbstmordanschlag seit dem Waffenstillstand zwischen den Tamilen-Rebellen der LTTE und der Regierung Sri Lankas Anfang 2002 sind mehr als 100 Menschen getötet worden.

Die Armee teilte am Montag mit, 92 Marine-Soldaten, acht Zivilisten und der Attentäter seien ums Leben gekommen. Mehr als 100 Menschen seien verletzt worden. Das Militär machte die Befreiungstiger von Tamil-Eelam (LTTE) für den Anschlag auf einen Konvoi mit Marine-Bussen verantwortlich. Zu dem Anschlag kam es in einer auch von ausländischen Touristen besuchten Region. Am Abend flog die Luftwaffe Vergeltungsangriffe auf LTTE-Gebiete.

Lastwagen in Konvoi gefahren
Die LTTE rechtfertigte Angriffe gegen Militäreinrichtungen, übernahm aber nicht ausdrücklich die Verantwortung. Das Verteidigungsministerium teilte mit, der Konvoi sei auf dem Weg zur Marinebasis in der Stadt Trincomalee im Nordosten der Insel gewesen. Rund 180 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Colombo habe ein Selbstmordattentäter der LTTE einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen in den Konvoi gesteuert und die Explosion ausgelöst. Mehr als 340 unbewaffnete Marinesoldaten seien in den 24 Bussen des gewesen, 13 der Fahrzeuge seien schwer beschädigt worden. Ein Teil der Soldaten sei auf dem Weg in den Urlaub gewesen, andere hätten sich zurück zum Dienst melden wollen.

Die Regierung warf der LTTE vor, den Friedensprozess sabotieren zu wollen. Ende des Monats sind Friedensgespräche zwischen den Konfliktparteien in Genf geplant. LTTE-"Militärsprecher" Irasiah Ilanthirayan sagte, wenn die sri lankische Luftwaffe weiterhin Ziele im Tamilengebiet angreife, könne man von der LTTE nicht erwarten, Militäreinrichtungen nicht anzugreifen. Bei den Luftangriffen nach dem Anschlag habe es zivile Opfer gegeben.

Wunsch zu Gesprächen
Die internationale Gemeinschaft setzte ihre Bemühungen für eine friedliche Lösung des Konflikts fort. Experten gingen davon aus, dass beide Seiten vor möglichen Gesprächen Stärke demonstrieren wollen. Der Sprecher der nordischen Mission zur Überwachung des Waffenstillstands (SLMM), Thorfinnur Omarsson, sagte der britischen BBC, die Gewalt habe "bei weitem zu massive Ausmaße" angenommen. "Es ist allerhöchste Zeit, jede Gewalt zu beenden." Beide Seiten müssten sich "in einer positiven Atmosphäre zu Gesprächen treffen".

Brüchiger Waffenstillstand
Am Sonntag hatte die Marine vor der Westküste Sri Lankas nach eigenen Angaben ein LTTE-Schiff versenkt und dabei mindestens sechs Rebellen getötet. Auf der nördlichen Halbinsel Jaffna war es Ende vergangener Woche zu den schwersten Kämpfen seit dem von beiden Seiten bislang nicht aufgekündigten Waffenstillstand gekommen. Nach Armeeangaben wurden mindestens 129 Soldaten und mehr als 200 Tamilen-Rebellen getötet. Die Kämpfe eskalieren seit Ende Juli. Friedensgespräche in Genf im Februar verliefen ergebnislos, eine neue Runde in Oslo im Juni ließ die LTTE platzen.

Die LTTE kämpft für die Unabhängigkeit der tamilisch dominierten Region im Osten und Norden Sri Lankas. Die Regierung in Colombo will eine Teilung des mehrheitlich singhalesischen Landes verhindern. Tamilen sind vor allem Hindus und Christen, die meisten Singhalesen hängen dem buddhistischen Glauben an. Vor dem von Norwegen vermittelten Waffenstillstandsabkommen hatten zwei Jahrzehnte Bürgerkrieg in Sri Lanka fast 70.000 Menschen das Leben gekostet.

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