Der wegen seiner beleidigenden Äußerungen über unverschleierte Frauen in die Kritik geratene Mufti von Australien glaubt, dass Muslime fremde Frauen grundsätzlich nicht anschauen dürfen.
In einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der arabischen Zeitung "Al-Sharq Al-Aswat" sagte der aus Ägypten stammende Scheich Tadj Din al-Hilali: "Im Islam ist es nicht einmal erlaubt, eine Frau anzuschauen. Wie könnten wir da die Vergewaltigung für legitim erklären? "
„Frauen fordern Vergewaltigungen heraus“
Der Mufti hatte Frauen, die kein Kopftuch tragen, in einer Predigt mit unbedecktem Fleisch verglichen, das Katzen anlockt. Er warf den Frauen vor, sie forderten durch ihr Auftreten Vergewaltigungen heraus. Den Skandal, den seine Äußerungen heraufbeschworen haben, bezeichnete der Geistliche in dem Interview als "Sturm im Wasserglas". Gleichzeitig erklärte er, die Affäre habe ihm einen "psychischen Schock" versetzt.
„Nur ein Missverständnis“
Trotz seiner verbalen Entgleisungen erhielt der Mufti am Freitag Rückendeckung aus der größten Moschee von Sydney. Der Beirat der Gemeinde sei überzeugt, dass Scheich Tadj Din al-Hilali Äußerungen missverstanden worden seien, sagte ein Sprecher im Radio. Der Vorstand der Moschee habe jedoch entschieden, dass der Geistliche in den kommenden sechs Wochen keine Predigt halten soll. Der Scheich ist der spirituelle Führer der 350.000 Muslime in Australien.
„Wollte die Ehre der Frauen schützen“
Der 66-Jährige wiederholte in dem Zeitungsinterview seine Entschuldigung und erklärt, er habe nur die Ehre der Frauen schützen wollen. Die Muslime hätten kein Recht, den australischen Frauen vorzuschreiben, wie sie sich auf der Straße oder am Strand kleiden sollen.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Regierung hatte am Donnerstag die Ausweisung des Muftis gefordert. Premierminister John Howard, der den Mufti in einen religiösen Beirat berufen hatte, sprach von verwerflichen Entgleisungen. Er hatte die muslimische Gemeinschaft gewarnt, dass sie sich Repressalien anderer Australier aussetzt, wenn sie den Mufti weiter verteidigt.