Massive Proteste

Aufstand gegen den Hunger in Haiti

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Plünderungen, Panik, Proteste: Die Unruhen auf Haiti dauern an. Einwohner gehen gegen steigende Lebensmittelpreise auf die Straße.

Die haitianische Polizei hat am Mittwoch vergeblich versucht, die sich angesichts anhaltender Unruhen zuspitzende Lage in der Hauptstadt Port-au-Prince unter Kontrolle zu bringen. Trotz der ultimativen Aufforderung von Präsident Rene Preval, die Gewalt einzustellen, plünderten Tausende von Demonstranten weiter Geschäfte, Supermärkte, Tankstellen und gingen auch gegen Radiosender vor. In einigen Stadtteilen breite sich Panik aus, berichtete ein Einwohner des Stadtviertels Petionville.

Plünderungen
Die Unruhen waren Ende der vergangenen Woche wegen der ständig steigenden Preise für Lebensmittel zunächst in der südhaitianischen Stadt Les Cayes ausgebrochen. Bisher kamen fünf Menschen ums Leben, Dutzende wurden verletzt. Seit Dienstag dieser Woche ziehen Tausende vorwiegend junge Männer plündernd durch die Straßen von Port-au-Prince. Sie fordern unter anderem den Rücktritt der Regierung.

In einer am Mittwochnachmittag von Rundfunk und Fernsehen ausgestrahlten Ansprache erteilte Preval den Forderungen eine Absage. Er kündige auch nicht die erwartete Regierungsumbildung an, was von Beobachtern kritisiert wurde. Sie befürchten, dass die Plünderungen auch am Donnerstag weitergehen. Es wird vermutet, dass Drogenbanden oder Anhänger des 2004 gestürzten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide die Unruhen provoziert haben, mit dem Ziel, die Lage im ärmsten Land Amerikas weiter zu destabilisieren.

UN-Mission für Demokratie
Haiti ist in Jahrzehnten der Diktatur wirtschaftlich und politisch völlig ruiniert worden. Die UNO-Mission MINUSTAH versucht seit Mitte 2004, dem Land auf dem Weg in die Demokratie zu helfen.

Weltbank warnt vor weltweiter Armut
Die Weltbank hat vor weiterer Armut in Folge anhaltend teurer Lebensmittel gewarnt. Die Preise für Nahrungsmittel blieben voraussichtlich im heurigen und im kommenden Jahr hoch, heißt es in einem Papier der Weltbank für einen Gipfel führender Wirtschafts- und Finanzpolitiker am Wochenende in Washington. Weltbank-Präsident Robert Zoellick zufolge könnten die Preissteigerungen die Erfolge einiger Länder im Kampf gegen die Armut wieder zunichtemachen.

Hilfe zur Selbsthilfe
Die internationale Gemeinschaft müsse nicht nur Soforthilfe leisten, sondern betroffenen Ländern auch dabei helfen, Lösungen zu finden, um die Auswirkungen der Teuerung auf die Ärmsten zu lindern. Eine Maßnahme könnten etwa Steuererleichterungen sein. Als letztes Mittel kämen auch Direktzahlungen an Arme in Betracht.

In Haiti kam es wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise in dieser Woche zu gewaltsamen Unruhen, bei denen vier Menschen getötet wurden. Aufruhr meldete das Welternährungsprogramm (WFP) auch aus Indonesien und einem halben Dutzend afrikanischer Staaten. Naturkatastrophen, eine wachsende Nachfrage in aufstrebenden Ländern wie China, der Dollar-Verfall und der Boom beim Bio-Sprit haben die Lebensmittelknappheit und die Preissprünge verursacht.

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