Protest angekündigt

Berlusconi will AKW bei Venedig bauen

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Italien hatte bisher auf Nuklearenergie verzichtet.

Trotz heftiger Kritik von Umweltaktivisten hält der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi an seinen Plänen zur Reaktivierung der Atomkraft in seinem Land fest. Nach Angaben der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" vom Mittwoch soll das erste italienische Atomkraftwerk in Chioggia - ca. 30 km Luftlinie Venedig entfernt - errichtet werden. Der Atommüll soll in Süditalien gelagert werden. Der Spatenstich für den Bau des Atomkraftwerks soll bereits vor 2013 stattfinden. Das AKW soll bis 2020 in Betrieb gesetzt werden.

Weitere Atomkraftwerke geplant
Chioggia steht auf der Liste der italienischen Ortschaften, in denen die Regierung Berlusconi neue Atomkraftwerke errichten will und die bis zum 15. Februar veröffentlicht werden soll. Die Grünen behaupten, die von dem Stromkonzern Enel erstellte Liste bereits in die Hände bekommen zu haben. Der Liste zufolge sollen weitere Atomkraftwerke im friaulischen Monfalcone (25 km nordwestlich von Triest), in Caorso in der Region Emilia Romagna (auf halber Strecke zwischen Mailand und Bologna) und im piemontesischen Trino Vercellese (50 km östlich von Turin) errichtet werden.

Weitere Ortschaften, in denen laut der von den Grünen veröffentlichten Liste Atomkraftwerke gebaut werden könnten, sind Montalto di Castro (40 km östlich von Monte Argentario) und Borgo Sabotino (70 km südöstlich von Rom) in der Region Latium, Garigliano (170 km südöstlich von Neapel), Oristano auf Sardinien und Palma auf Sizilien (20 km südöstlich von Agrigent). Insgesamt plant die Regierung Berlusconi aber "nur" vier Atomkraftwerke.

Massiver Widerstand angekündigt
Enels Chef Fulvio Conti bestritt, dass die von den Grünen veröffentlichte Liste stimme. "Ich werde nicht einmal unter Folter sagen, wo die Atomkraftwerke errichtet werden sollen, bevor kein offizieller Beschluss gefasst worden ist", so Conti. Der Präsident der Grünen, Andrea Bonelli, kündigte eine massive Kampagne gegen Italiens Rückkehr zur Atomkraft an. "Die Regierung Berlusconi führt Italien in ein gefährliches Abenteuer, für das die Italiener einen hohen Preis zahlen werden. Die 20 Milliarden Euro für den Bau der neuen Atomkraftwerke werden die Italiener zahlen müssen", sagte Bonelli.

Der italienische Stromkonzern Enel und Electricite de France (EdF) hatten Anfang August ein Joint Venture mit dem Auftrag gegründet, Machbarkeitsstudien für die Errichtung von mindestens vier Atomkraftwerken mit Technologie der dritten EPR-Generation (Europäischer-Druckwasserreaktor) in Italien durchzuführen. Enel und EdF werden je die Hälfte an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Rom halten, das "Sviluppo Nucleare Italia Srl" heißen wird.

Nuklearenergie abgelehnt
Italien ist neben Österreich eines der wenigen Länder, das bisher der Atomkraft abgeschworen hat. 1987, ein Jahr nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl, lehnten die Italiener in einer Volksabstimmung die Nuklearenergie im eigenen Land ab. Drei Atomkraftwerke mussten abgeschaltet werden, ein viertes ging nicht mehr ans Netz. Doch seit langem schon drängt die italienische Atomlobby zum Bau neuer Atomkraftwerke - und die Regierung Berlusconi tritt ebenfalls offenbar dafür ein.

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