Neue Audio-Botschaft des Al-Kaida-Chefs: Diesmal ruft er zum Heiligen Krieg gegen Israel auf.
Der arabische Fernsehsender Al-Jazeera hat am Donnerstag eine zweite Audiobotschaft ausgestrahlt, die Osama bin Laden zugeschrieben wird. Darin verurteilt der Sprecher die Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern und ruft zu einem Heiligen Krieg für die Befreiung Palästinas auf. Palästina könne nicht durch Verhandlungen und Dialog zurückgewonnen werden, sondern "mit Feuer und Eisen", heißt es in der Audiobotschaft.
"Das nächstgelegene Schlachtfeld des Jihad, um unser Volk in Palästina zu unterstützen, ist das Schlachtfeld im Irak", heißt es in dem Tonband. Zugleich warf Bin Laden den arabischen Führern vor, sie billigten die israelischen Angriffe auf den von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gazastreifen.
Zuvor Drohung gegen den Papst
Sollte es sich tatsächlich um eine
Botschaft Bin Ladens handeln, wäre es die zweite innerhalb von zwei Tagen.
Denn just zum fünften Jahrestag des Irakkrieg-Beginns hatte der Chef des
Terrornetzwerks Al Kaida, Osama bin Laden, Europa wegen der in dänischen
Zeitungen veröffentlichten Mohammed-Karikaturen mit Vergeltung gedroht. In
der ersten, fünf Minuten langen Tonbandbotschaft von Al Kaidas Medienableger
Es Sahab im Internet - sie ist inzwischen von der CIA als echt eingestuft
worden - läuft ein Tonband über einem Videobild, auf dem Bin Laden mit einer
Waffe zu sehen ist. Die Aufnahme ist mit englischen Untertiteln versehen (s.
Video).
Europa müsse sich auf eine "Abrechnung" gefasst machen, sagt der Chef des Terrornetzwerks. Die Zeichnungen seien "Teil eines Kreuzzuges" gegen den Islam und der Papst sei in die Publikation der Karikaturen involviert.
Der Leiter des auf Islamisten-Websites spezialisierten US-Instituts IntelCenter, Ben Venzke, nimmt die Drohung ernst. Die Botschaft sei eine "klare Bedrohung gegen EU-Mitgliedstaaten und ein Hinweis auf einen möglicherweise bevorstehenden bedeutenden Angriff". Es sei aber nicht klar, wann sich so ein Angriff ereignen könnte.
Vatikan weist Kritik an Papst zurück
Der Vatikan hat die
Vorwürfe Bin Ladens gegen den Papst inzwischen zurückgewiesen. "Diese
Vorwürfe sind keine Neuigkeiten und überraschen uns nicht",
kommentierte der vatikanische Pressesprecher Federico Lombardi. Absolut
unbegründet sei insbesondere der Vorwurf einer Verwicklung des Papstes in
die Publikation der in dänischen Zeitungen veröffentlichten
Mohammed-Karikaturen. "Der Papst und der päpstliche Rat für den
interreligiösen Dialog haben die satirische Kampagne gegen den Islam
mehrmals verurteilt", sagte Lombardi.
Karikaturen seien Verbrechen
Der Al-Kaida-Chef richtete sich in
seiner Tonbandbotschaft weiters an die "Intelligenten" in der
Europäischen Union. Die Veröffentlichung der Karikaturen sei ein
größeres Verbrechen als das Vorgehen der westlichen Truppen gegen
muslimische Dörfer und die Tötung von Frauen und Kindern, sagte er. Die "Abrechnung"
werde noch "ernster" sein. "Wenn ihr die Freiheit eurer Worte
nicht kontrolliert, dann stellt euch auf die Freiheit unserer Taten ein."
Kryptisch fügte Bin Laden hinzu, die Antwort der Muslime werde sein, was der
Feind sehe, nicht was er höre.
Auch Bush wird kritisiert
Bin Laden greift in der Botschaft auch
US-Präsident George W. Bush an, den er als Europas "unterdrückerischen
Verbündeten" bezeichnete, "der - zusammen mit seiner
aggressiven Politik - bald das Weiße Haus verlassen" werde. Die "grausamen
Handlungen" der US-geführten Militärkoalitionen im Irak und in
Afghanistan hätten "den Krieg nicht beendet", sondern
vielmehr "unsere Entschlossenheit gestärkt, an unseren Rechten
festzuhalten, unser Volk zu rächen und die Invasoren aus unserem Land zu
jagen", sagte Bin Laden weiter.
Fünfter Jahrestag des Irak-Einmarsches
Die Veröffentlichung
der Botschaft fiel mit dem fünften Jahrestag des Einmarschs der US-Truppen
im Irak zusammen. Bush hatte am Mittwoch in einer Rede den Irak-Krieg
gerechtfertigt und von Fortschritten im Anti-Terror-Kampf gesprochen. Der
Irak sei zu einem Land geworden, in dem erstmals arabische und
US-Streitkräfte gemeinsam gegen das Terrornetzwerk Al Kaida kämpften,
betonte er.