Machtwechsel

"Bischof der Armen" neuer Staatschef Paraguays

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Nach 61-jähriger Regierungszeit der Colorado-Partei kam es zum Machtwechsel in Paraguay. Fernando Lugo gewann klar die Präsidentenwahl

Der frühere katholische "Armen-Bischof" Fernando Lugo hat die Präsidentenwahl in Paraguay am Sonntag mit 40,8 Prozent klar gewonnen und damit einen historischen Machtwechsel erzwungen. Das Wahlgericht erklärte Lugo zum Sieger. "Ich werde für die Armen und die Schwachen arbeiten, und dieses Land soll für seine Ehrlichkeit und nicht mehr für seine Korruption bekannt sein", sagte der sozialdemokratisch ausgerichtete Politikneuling bei einer Rede vor Zehntausenden Anhängern.

"Lugo hat Herz"
In den Straßen der Hauptstadt Asunción feierten unterdessen Zehntausende Menschen den Sieg Lugos und das Ende der seit 61 Jahren ununterbrochen regierenden Colorado-Partei. "Lugo hat Herz", sangen die Menschen eines der Wahlkampflieder.

Die Colorado-Kandidatin Blanca Ovelar kam auf etwa 30 Prozent und gestand ihre Niederlage ein. "Die Ergebnisse sind unumkehrbar und wir erkennen den Triumph Fernando Lugos an", sagte sie nach Auszählung von knapp 90 Prozent der Stimmen. In beiden Kammern des Parlaments verfehlte Lugo mit seiner Patriotischen Allianz für den Wandel (APC) jedoch eine Mehrheit. Die APC besteht aus zehn Parteien und einem Dutzend sozialer Bewegungen von ganz links bis rechts.

Putschist auf Platz drei
Auf Platz drei kam mit 21,8 Prozent der frühere Putschist und General im Ruhestand Lino Oviedo. Der 64-jährige Oviedo war 1989 maßgeblich am Sturz des deutschstämmigen Diktators Alfredo Stroessner beteiligt, der das Land seit 1954 mit harter Hand regierte. Platz vier belegte der Unternehmer Pedro Fadul, für den 2,4 Prozent stimmten.

Für den Wahlsieg genügte die einfache Stimmenmehrheit. Mit dem Sieg des "Bischofs der Armen" setzt sich der Trend zu Mitte-Links-Regierungen in Südamerika fort. Lugo vertrat als Bischof die linksgerichtete Theologie der Befreiung und geriet damit in Konflikt mit dem Vatikan.

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© APA

Kampf gegen Korruption und Armut
Das neue Staatsoberhaupt wird in einem Wahlgang für eine auf fünf Jahre begrenzte und nicht erneuerbare Amtszeit gewählt. Der scheidende Präsident Nicanor Duarte hatte vergeblich versucht, sich mit Hilfe einer Verfassungsänderung selbst erneut zur Wahl zu stellen. Den Protest dagegen hatte 2006 Lugo angeführt. Der 56-jährige Ex-Bischof wechselte noch im gleichen Jahr in die Politik. In seinem Wahlprogramm sagt Lugo Armut und Korruption den Kampf an und versprach, für mehr soziale Gerechtigkeit und eine unabhängige Justiz zu sorgen.

Neben der Bekämpfung der Korruption hatte Lugo im Wahlkampf eine Agrarreform und eine gerechtere Verteilung der Gewinne aus dem gemeinsam mit Brasilien betriebenen Wasserkraftwerk Itaipu angekündigt. Bei diesen Vorhaben dürfte er allerdings auf erbitterten Widerstand der Großgrundbesitzer, Brasiliens und der Colorado-Partei stoßen. Die Colorado-Partei, die etwa eine Millionen Mitglieder hat und damit die mit Abstand größte Organisation des Agrarstaates ist, hatte es seit dem Ende der Diktatur Stroessners 1989 nicht geschafft, die Bedürfnisse der breiten Massen zu befriedigen.

Wirtschaftliche Not
Obwohl Paraguay ein großer Erzeuger von Soja und Rindfleisch ist, deren Weltmarktpreise in den vergangenen Jahren explodiert sind, lebt die Mehrheit der Menschen in Armut. Unter Amtsinhaber Duarte Frutos kam der Geldsegen aus den Agrarexporten nur einer kleinen Minderheit zu Gute. Während Nachbarländer wie Argentinien und Uruguay sich wirtschaftlich erholen konnten, kehrten deshalb immer mehr Paraguayer der wirtschaftlichen Not in ihrer Heimat den Rücken und wanderten vor allem nach Spanien aus.

Bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag bestand Wahlpflicht für die 2,8 Millionen Bürger des südamerikanischen Landes. Neben dem Präsidenten wurden auch die 80 Mitglieder des Abgeordnetenhauses und 45 Senatoren sowie 17 Gouverneure gewählt.

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