Deutschland

Bomben als Karikaturen-Rache

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Nach den versuchten Anschlägen auf Regionalzüge in Deutschland haben die Ermittler Erkenntnisse über die Motive der Täter gewonnen.

Der Chef des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", die "Initialzündung" für die Kofferbomber sei die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in deutschen Zeitungen gewesen. "Der in Kiel gefasste Youssef el Hajdib interpretierte dies als Angriff der westlichen Welt auf den Islam."

Ein weiteres Motiv sei der Tod des Top-Terroristen Abu Mussab al Zarqawi am 7. Juni im Irak gewesen. "Die beiden Hauptverdächtigen glaubten, dass der internationale Terrorismus einen seiner wichtigsten Köpfe verloren hatte ", erklärte Ziercke. Der BKA-Chef bezog sich dabei auf Aussagen des im Libanon inhaftierten mutmaßlichen Mittäters Jihad Hamad.

Zwar hätten die Beschuldigten über eine "gewisse Grundideologie" verfügt, die Radikalisierung habe jedoch erst in Deutschland stattgefunden - "durch Propaganda von Al Kaida über das Internet". Darüber hätten die beiden auch Pläne für den Bau der Sprengsätze bezogen. Die Ermittler fanden eine Anleitung, die zu 90 Prozent der gebauten Bombe entsprach. "Nur in einem Punkt weicht sie von dem Plan ab - hier lag der handwerkliche Fehler", so Ziercke.

Seit Beginn des Streits den Anschlag geplant
Der BKA-Chef widersprach aber der Ansicht, dass es sich bei den Attentätern um Dilettanten handelte. Die beiden hätten "fest damit gerechnet, dass ihr Plan aufgeht. Dann wären entscheidende Spuren vernichtet worden ", so Ziercke. Die Beschuldigten hätten "nicht spontan gehandelt ". Sie hätten "wochenlang, wenn nicht sogar seit Beginn des Streits um die Mohammed-Karikaturen, Fahrpläne der Deutschen Bahn studiert ". Der BKA-Chef betonte: "Die Täter wollten auf jeden Fall, dass diese Bomben hochgehen".

Weitere Festnahme im Libanon
Im Zusammenhang mit den fehlgeschlagenen Bombenanschlägen ist im Libanon ein weiterer Verdächtiger festgenommen genommen worden. Dies verlautete am Samstag aus Justizkreisen in Beirut. Damit hat der Libanon den Angaben zufolge bisher vier Personen inhaftiert. Ein Libanese und ein Syrer befinden sich zudem in deutscher Haft. Gegen die sechs Verdächtigen erhoben die Behörden vorläufig Anklage, wie aus den Kreisen weiter verlautete. Die in Deutschland gefassten jungen Männer syrischer und libanesischer Nationalität sind die Hauptverdächtigen der geplanten Anschläge.

Anschläge für WM geplant
Einem Zeitungsbericht zufolge sollten die Anschläge eigentlich während der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland stattfinden. Die Festgenommenen hätten bei ihrer Vernehmung jedoch geäußert, ihnen seien Bedenken über die Auswirkungen und Risiken des Vorhabens während der WM gekommen.

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