Fahndungserfolg:

Bombenleger gefasst

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Beamte haben am Kieler Bahnhof einen Mann verhaftet, der mit den Kofferbomben in Zusammenhang steht.

Drei Wochen nach den missglückten Terroranschlägen auf Regionalzüge in Nordrhein-Westfalen ist einer der beiden mutmaßlichen Bombenleger nach Angaben der Ermittler gefasst. Der Mann wurde der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe zufolge am Samstagmorgen auf dem Hauptbahnhof in Kiel festgenommen. "Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich bei dieser Person um einen der beiden gesuchten Beschuldigten, nach denen seit gestern mit Hilfe der veröffentlichten Videoaufzeichnungen gefahndet wird" , teilte die Bundesanwaltschaft mit.

Der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) zeigte sich zufrieden und bezeichnete die Festnahme als großen Erfolg. Der Mann wird bereits eingehend verhört. Ein Imbissinhaber am Kieler Hauptbahnhof berichtete, dass ein ausländischer Gast gegen 04.00 Uhr unmittelbar nach Verlassen des Gastraumes von der Polizei festgenommen worden sei.

Der Tatverdächtige, der am Sonntag dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden soll, soll am 31. Juli zusammen mit einem weiteren Mann im Kölner Hauptbahnhof Bomben in Züge nach Hamm und Mönchengladbach gelegt haben. Sie sollten zeitgleich um 14.30 Uhr ausgelöst werden. Nur ein handwerklicher Fehler hat nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes (BKA) die Explosion und damit ein Blutbad verhindert.

Videoaufnahmen
Die Täter waren öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben worden. Das BKA veröffentlichte am Freitag im Kölner Hauptbahnhof aufgenommene Videoaufnahmen der beiden Männer und setzte eine Belohnung von 50.000 Euro für Hinweise aus.

Im Zuge der Fahndung nach den Bombenlegern hatte die Polizei am Samstag den Kieler Hauptbahnhof für rund fünf Stunden gesperrt. Ein Augenzeuge, der nach Hamburg fahren wollte, berichtete, die Fahrgäste seien kurz nach 04.00 Uhr morgens aufgefordert worden, den Regionalzug zu verlassen. Er habe gesehen, wie auf einem Gleis zwei Männer lagen, die mit Handschellen gefesselt waren. Beamte hätten Koffer und auch Mülltonnen durchsucht. Die Polizei hatte zunächst nur von "Einsatzmaßnahmen in Zusammenhang mit den aktuellen Ermittlungen des Bundeskriminalamtes" gesprochen.

Kurz nach 09.00 Uhr morgens fuhren die ersten Züge wieder. Nur die Gleise 3 und 4 - der Kopfbahnhof hat nur sechs Gleise - blieben mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Viele Reisende beobachteten neugierig, wie die Ermittler in weißen Overalls in einem Pavillon Gepäckstücke durchsuchten. Während der Sperrung des Bahnhofs setzte die Bahn auf den betroffenen Strecken Busse ein.

Bei ihren Ermittlungen war die Polizei auf Spuren nach Libanon gestoßen. In den nicht explodierten Koffern hatte sich ein arabisch beschriebener Zettel und Speisestärketüten eines libanesischen Herstellers gefunden. Auf dem Zettel standen laut BKA-Chef Jörg Ziercke eine Telefonnummer im Libanon und - wie auf einem Einkaufszettel - der Produktname eines libanesischen Joghurts, der auch in Deutschland erhältlich ist.

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