Prinz Harry war 10 Wochen lang im Einsatz in Afghanistan. Dies wurde jetzt erst bekannt. Nun wird er vorzeitig abgezogen.
Abruptes Ende einer Geheimmission: Nur einen Tag nach dem Bekanntwerden seines Kampfeinsatzes in Afghanistan muss der britische Prinz Harry vorzeitig die Heimreise antreten. Die Armeeführung habe entschieden, den Enkel der Queen nach zehn Wochen aus Afghanistan abzuziehen, teilte das Verteidigungsministerium am Freitag in London mit. Der 23-Jährige werde "sofort" zurückkehren. Das Sicherheitsrisiko sei zu hoch.
Ursprünglich sollte Harry vier Monate bleiben
Grund für die
Entscheidung waren Berichte ausländischer Medien, die trotz einer
Nachrichtensperre Harrys Einsatz öffentlich gemacht hatten. Die Nummer drei
in der britischen Thronfolge war an der Front in der südafghanischen Provinz
Helmand im Einsatz und kämpfte gegen die radikal-islamischen Taliban.
Ursprünglich sollte er drei bis vier Monate bleiben.
Nachrichtensperre von "Drudge Report" durchbrochen
"Die
weltweite Berichterstattung über Prinz Harry in Afghanistan könnte sowohl
die Sicherheit seiner Kameraden gefährden als auch seine eigene", hieß es in
der Mitteilung des Ministeriums. Es sei "bedauernswert", dass ausländische
Medien - ohne sich mit dem Verteidigungsministerium abzustimmen - mit den
Informationen an die Öffentlichkeit gegangen seien. Die Nachrichtensperre
hatte die US-Webseite Drudge Report durchbrochen, die durch die Affäre des
ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton mit der Praktikantin Monica Lewinsky
bekanntwurde. Harry, der den Spitznamen "Kugel-Magnet" trägt, galt in
Afghanistan als Topziel für Terroristen.
Harry schwer enttäuscht vom Abzug
Für den Prinzen ist der
Schritt eine herbe Enttäuschung, nachdem schon im vergangenen Jahr sein
geplanter Einsatz im Irak in letzter Minute aus Sicherheitsgründen abgesagt
wurde. Damals hatte er frustriert gedroht, die Armee zu verlassen. "Wenn ich
so viel Chaos verursache, dann wäre es (damals) vielleicht besser gewesen,
wenn ich mich verabschiedet hätte", sagte er in einem Interview vor dem
Einsatz in Afghanistan.
Harry sei ein Vorbild für eine Generation
Verteidigungsminister
Des Browne lobte Prinz Harry als "Vorbild für eine ganze Generation".
Enttäuschung machte sich beim Militär breit: "Er ist ein sehr guter Offizier
und wenn er abgezogen wird, dann ist das aus militärischer Sicht eine große
Enttäuschung", sagte Armeesprecher Brigadier Patrick Marriott dem
Fernseh-Morgenmagazin GMTV. Patrick Mercer, ein Abgeordneter der
konservativen Opposition, nannte den vorzeitigen Abzug "einen
Propaganda-Sieg unserer Feinde".
Premier Gordon Brown sagte, das Land schulde dem Prinzen große Dankbarkeit. "Sicherheitsbedenken kommen aber zuerst." Diese seien bei dem Entschluss, Harry nach Hause zu schicken, auch entscheidend gewesen, sagte der Regierungschef am Freitag in Birmingham.
Harry: "Es ist nett einmal normal zu sein"
In der Nähe
der Front musste sich der Prinz an ein wenig königliches Leben praktisch
ohne fließendes Wasser und ohne Heizung in den Schlafräumen gewöhnen. Er
betonte jedoch, er vermisse nichts. "Wir haben Musik, wir haben Licht, wir
haben Essen, wir haben Getränke", erklärte er. Und der immer wieder in den
Medien als partyfreudig beschriebene Prinz fügte hinzu: "Nein, ich vermisse
auch keinen Alkohol, wenn das die nächste Frage ist." Er freue sich, mit den
anderen Soldaten Zeit zu verbringen und einfach einer von ihnen zu sein. "Es
ist nett, einmal eine normale Person zu ein. Ich glaube, dies hier ist so
normal, wie ich jemals sein werde."
Als Leutnant des Regiments "Blues and Royals" forderte der Prinz nach Angaben des Ministeriums Luftangriffe auf Taliban-Stellungen an und ging auch auf Patrouille. Der 23-Jährige kämpfte in der Provinz Helmand, in der die meisten der 7.800 britischen Soldaten in Afghanistan stationiert sind. Nach seiner Ankunft am 14. Dezember war er zunächst in Garmsir im Süden der Provinz im Einsatz, nur 500 Meter von Stellungen der Taliban entfernt. Danach wurde er versetzt.
Seit 2006 Offizier ihrer Majestät
Harry schloss 2006 die
Ausbildung an der Militärakademie Sandhurst ab. Seine Großmutter, Königin
Elizabeth, habe ihn darüber informiert, dass er nach Afghanistan gehen
werde, erklärte er. Sie habe ihn sehr unterstützt. Seine Familie kenne
seinen genauen Aufenthaltsort aber nicht. Vor Harry hatte zuletzt sein
Onkel, Prinz Andrew, in einem Krieg gedient. Er flog im Falkland-Krieg 1982
einen Hubschrauber.