Labour-Parteitag

Brown erntet stürmischen Beifall

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In einer Rede erhob der britische Finanzminister Gordon Brown einmal mehr seinen Anspruch auf die Nachfolge von Tony Blair.

Mit einer Grundsatzrede hat der britische Finanzminister Gordon Brown am Montag seine Ansprüche auf die Nachfolge von Partei- und Regierungschef Tony Blair angemeldet. Auch unter seiner Führung werde die Labour Party ihren Reformkurs beibehalten, sich an der politischen Mitte orientieren und als " New Labour" eine moderne Linke verkörpern, sagte Brown vor dem Parteitag in Manchester. Die Rede Browns wurde mit stürmischem Beifall bedacht. Auch Blair klatschte dem Parteifreund zu, der seit Jahren als sein Rivale und aussichtsreichster Nachfolger im Amt gilt. Blair hat vor kurzem zugesichert, binnen eines Jahres zurückzutreten. Die nächste Parlamentswahl findet voraussichtlich 2009 statt.

Kämpferisches Auftreten
"Ich bin überzeugt, dass meine Erfahrung und meine Werte mir die nötige Stärke geben, harte Entscheidungen zu treffen", sagte Brown. In kämpferischem Ton warf der 55-jährige Schotte zugleich Oppositionschef David Cameron den Fehdehandschuh hin und sagte: "Mit größter Freude würde ich die Gelegenheit ergreifen, gegen David Cameron und die Konservative Partei anzutreten." Brown als potenzieller Premierminister und die Labour Party liegen in den Umfragen seit Wochen hinter den Konservativen. Deren junger Partei-Chef pflegt ein Auftreten, das an Blairs Aufstieg vor mehr als zehn Jahren erinnert, während der Finanz- und Wirtschaftspolitiker Brown immer als nüchtern und wenig charismatisch galt.

Absage an den linken Flügel
Brown entfaltete dann vor der Partei die Vision einer Gesellschaft, in der die Chancen fair verteilt sind. Seinen Vorschlägen zufolge soll die Regierung noch mehr Macht an die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen abgeben und damit ihre Beteiligung und ihren Einfluss stärken. Während er die Bildungspolitik zu einem seiner zentralen Bereiche erklärte, machte er zugleich dem linken Flügel in der Partei wenig Hoffnung darauf, die von dieser Seite scharf kritisierte Sicherheitspolitik zu revidieren. "Wir werden alle nötigen Schritte und Anstrengungen unternehmen, um im Irak, in Afghanistan oder wo auch immer sicher zu stellen, dass es keinen sicheren Unterschlupf für Terroristen gibt. "

Blairs Entscheidung, sich im Kampf gegen den Terrorismus ohne großen Einschränkungen an die Seite der USA zu stellen, ist einer der Hauptgründe für den Popularitätsverlust von Regierung und Partei. Wegen der anhaltenden Gewalt im Irak, mehreren Skandalen und umstrittenen Reformen vor allem im Bereich Gesundheit ist aus dem einstigen Hoffnungsträger inzwischen eine Belastung für die Partei geworden.

Festhalten am Anti-Terror-Kampf
Der Schatzkanzler erteilte dem linken Labour-Flügel eine Absage, der gehofft hatte, dass er sich bei seiner Bewerbungsrede als Partei- und Regierungschef von Blairs Kurs der Unterstützung der USA im Irak und bei der Bekämpfung des Terrorismus absetzen werde. Blair habe völlig richtig erkannt, sagte Brown, dass " die Welt sich nach dem 11. September geändert hat und dass niemand im Kampf gegen den Terrorismus neutral sein kann". Brown sprach sich gegen Anti-Amerikanismus aus und betonte, dass "Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit überall Werte anständiger Menschen" seien.

Verweis auf Wirtschaftsaufschwung
Angesichts wachsender Zweifel auch in den eigenen Reihen galt die Rede als entscheidend dafür, ob er sich als der richtige Mann zu präsentieren vermag, Großbritannien in die Zukunft zu führen. In seinen jüngsten Interviews hatte der Schotte in diesem Zusammenhang vor allem auf seine neunjährige Erfahrung als Schatzkanzler an der Spitze des Finanz- und Wirtschaftsministeriums verwiesen. Die britische Wirtschaft hat in dieser Zeit einen ungewöhnlich stetigen Aufschwung erlebt.

Blair wird am Dienstag seine Abschiedsrede vor dem Parteitag halten. Er hat Labour drei Mal in Folge zum Wahlsieg geführt und ist damit so erfolgreich wie kein anderer Partei-Chef der Linken zuvor. Brown hat die traditionelle, sozialdemokratische Partei gemeinsam mit Blair zur "New Labour" umgebaut und mit einer für Labour-Verhältnisse sehr marktorientierten Wirtschaftspolitik flankiert.

Lange Zeit galt er als der natürliche Nachfolger Blairs. Jüngste Umfragen zeigen jedoch, dass die Unterstützung für ihn bröckelt und die Kritik an seinem persönlichen Führungsstil zunimmt. Womöglich muss sich Brown damit darauf einstellen, dass ihn ein anderes politisches Schwergewicht der Partei herausfordert und gegen ihn in den Wahlkampf zieht. Dafür sind mehrere ehemalige Regierungsmitglieder im Gespräch, die sich aber allesamt noch bedeckt halten.

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