US-Kongresswahlen

Bush-Kritik von alten Freunden

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Kurz vor der Kongresswahl in den USA haben die Kritiker von Präsident George W. Bush und seiner Regierung den Ton verschärft.

Einstige Verfechter des US-geführten Krieges gegen den Irak warfen Bush und seiner Regierung Unfähigkeit vor: Der frühere Sicherheitsberater Richard Perle, Bushs ehemaliger Redenschreiber David Frum und der Neokonservative Kenneth Adelman bezeichneten die Führung von Bush und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in Interviews mit der US-Zeitschrift "Vanity Fair" als "inkompetent". Vier Militärzeitungen forderten in einem im Voraus veröffentlichten Leitartikel von Montag Rumsfelds Rücktritt.

Versagen im Irak
Der Wahlkampf vor der Kongresswahl erreichte mit den Veröffentlichungen am Wochenende seinen vorläufigen Höhepunkt. Der frühere Sicherheitsberater Perle, der frühere Redenschreiber Frum und der ehemalige Unterhändler Adelman äußerten sich in Einzelinterviews mit "Vanity Fair" kritisch über den US-geführten Einsatz im Irak. Perle, ein ehemaliger Berater des Verteidigungsministers, stellte den gesamten Krieg in Frage: Wenn er heute noch einmal vor der Entscheidung für oder gegen einen Einmarsch im Irak stünde, würde er sich "für andere Strategien" aussprechen, sagte er dem monatlich erscheinenden Magazin.

Er glaube nach wie vor, dass der damalige irakische Präsident Saddam Hussein in der Lage gewesen wäre, Massenvernichtungswaffen zu entwickeln. Aber diese Bedrohung wäre vielleicht auch durch andere Mittel als durch einen Einmarsch zu kontrollieren gewesen, sagte Perle. Zudem seien viele Entscheidungen während des Krieges zu spät oder gar nicht getroffen worden. " Letztendlich muss man den Präsidenten dafür verantwortlich machen" , sagte er. Perle hatte im Pentagon 17 Jahre lang dem Ausschuss für Verteidigungsplanung angehört.

Bush-Team ist „unfähigste Mannschaft“
Bushs früherer Redenschreiber Frum, dem das berühmt gewordene Schlagwort der "Achse des Bösen" zugeschrieben wird, sagte der Zeitschrift, am Blutvergießen im Irak sei "ein Versagen im Zentrum" schuld. Der frühere Unterhändler Adelman sagte, für den Irak-Krieg habe es vernünftige Gründe gegeben. Bei der Umsetzung seien jedoch " riesige Fehler" gemacht worden. Die Bush-Regierung habe sich "als eine der unfähigsten Mannschaften der Nachkriegszeit erwiesen".

Vier US-Militärzeitungen forderten derweil Rumsfelds Rücktritt. Der Verteidigungsminister habe seine Glaubwürdigkeit bei der Militärführung, den Soldaten, beim Kongress und in der Öffentlichkeit eingebüßt, hieß es in einem gemeinsamen Leitartikel, den die Zeitungen "Army Times", " Air Force Times", "Navy Times" und "Marine Corps Times" am Montag veröffentlichen wollten und aus dem der US-Fernsehsender NBC am Freitag zitierte. Gleich welche Partei die Wahlen am Dienstag gewinne: " Donald Rumsfeld muss gehen", hieß es in dem Text. Regierungssprecher Tony Snow nannte den Artikel "ein schäbiges Machwerk".

Expertenbericht zu Irak ignoriert
Das Nationale Sicherheitsarchiv in Washington gab am Samstag einen Geheimbericht frei, in dem Militärfachleute vier Jahre vor dem Irak-Krieg eine Strategie für einen erfolgreichen Einmarsch entworfen hatten. Entscheidende Punkte dieses Plans setzte Bushs Regierung beim tatsächlichen Einmarsch in den Irak im März 2003 jedoch nicht um. Unter anderem ergaben die Überlegungen dem Bericht zufolge, dass nach einem Sturz der irakischen Regierung mindestens 400.000 US-Soldaten in dem Land stationiert werden müssten. Tatsächlich hatte die US-Regierung nie mehr als 160.000 Mann im Irak stationiert; derzeit beträgt die Truppenstärke rund 144.000 Mann.

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