Rudolf B.

Deutsche Geisel nach Monaten wieder in Deutschland

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Die Rückkehr des Deutschen erfolgte auf Wunsch der Familie ohne jeglichen Kontakt zur Öffentlichkeit. Afghanistan dementiert Austausch von Gefangenen.

Einen Tag nach Ende des Geiseldramas um den Deutschen Rudolf B. in Afghanistan hat die Regierung von Präsident Hamid Karzai bestritten, im Gegenzug mehrere Gefangene freigelassen zu haben. "Wir haben keine Taliban-Kämpfer und keine Terroristen entlassen und wir haben kein Lösegeld gezahlt", sagte Präsidentensprecher Humayun Hamidzada am Donnerstag in Kabul. Die afghanische Regierung werde Forderungen von Terroristen nicht nachgegeben. Bisher hatte es aus Sicherheitskreisen geheißen, B. und seine fünf afghanischen Kollegen seien nach fast dreimonatiger Geiselhaft frei gekommen, nachdem die Behörden vier zuvor festgenommene Afghanen auf freien Fuß gesetzt hätten, darunter den Vater des Drahtziehers der Entführung.

Deutsche Geisel freigelassen
Am Mittwoch wurde der seit Mitte Juli in Afghanistan entführte deutsche Rudolf B. wieder freigelassen. Das wurde von den Taliban und von offizieller Seite in Afghanistan mitgeteilt. Auch die vier afghanischen Begleiter des Deutschen wurden demnach freigelassen.

"Mir geht es gut, ich bin nur müde", sagte der 62 Jahre alte Rudolf B. "Spiegel online" zufolge am Telefon. B. war zusammen mit seinem Kollegen Rüdiger D. am 18. Juli in der Provinz Wardak verschleppt worden. D. erlitt in der Gefangenschaft einen Schwächeanfall und wurde erschossen.

Fünf Taliban im Austausch frei
Im Austausch gegen den deutschen Ingenieur und seine vier Begleiter sind fünf Taliban aus dem Gefängnis freigelassen worden. Das teilten der Gouverneur von Ghazni und die Taliban am Mittwoch mit. Ein Verwaltungschef in der zentralafghanischen Provinz Wardak, in der der Deutsche entführt worden war, bestätigte die Freilassung. Zu den näheren Umständen der Freilassung oder etwaigen Lösegeldzahlungen war zunächst nichts bekannt.

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Wenige Tage vor der Afghanistan-Entscheidung im deutschen Bundestag ist von dem entführten Deutschen Rudolf B. ein neues Lebenszeichen aufgetaucht. Der Bauingenieur habe einem afghanischen Journalisten gesagt, er fordere von der Bundesregierung ihren Einsatz um seine Freilassung, meldete die Nachrichtenagentur Pajhwok am Montag aus Kabul. Das Auswärtige Amt wollte sich zunächst nicht dazu äußern.

Abzug deutscher Truppen gefordert
Von der deutschen Geisel Rudolf B. verfügt die Agentur Pajhwok nach eigenen Angaben über Videos und Fotos. "Die afghanische und die deutsche Regierung müssen ihre Bemühungen um unsere Befreiung verstärken", sagte die deutsche Geisel demnach mit leiser Stimme. Rudolf B. und die mit ihm gefangen gehaltenen fünf Afghanen litten unter der Geiselhaft in einem kalten, dunklen Raum. Die Entführer forderten dem Bericht zufolge erneut einen Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan oder alternativ eine Freilassung von Taliban-Häftlingen durch die afghanische Regierung.

Die Online-Ausgabe der "Bild"-Zeitung berichtete von einem vom afghanischen Privatsender Tolo TV ausgestrahlten Video, in dem der seit dem 18. Juli entführte Bauingenieur erschöpft wirke. "Meine Medizin geht in drei Tagen zu Ende. Ich bitte alle meine Freunde in Deutschland um Hilfe," sagte der unter Herzproblemen leidende Rudolf B. demnach verzweifelt.

Rüdiger D. erschossen
Bei den Verhandlungen scheine etwas "schief zu gehen", sagt er laut "bild.de" außerdem. Die radikalislamischen Taliban hätten versucht, Verbindung mit der deutschen Botschaft aufzunehmen. "Aber wenn die Zeit vorbei ist, wollen sie uns töten," sagte Rudolf B. demnach. Er war mit seinem deutschen Kollegen Rüdiger D. in der südafghanischen Provinz Wardak verschleppt worden. Dieser wurde nach einem Kreislaufzusammenbruch erschossen.

Das deutsche Außenministerium wollte zu den neuen Lebenszeichen keine Stellung nehmen. "Der Krisenstab arbeitet mit unverminderter Intensität an der Freilassung der deutschen Geisel und wertet dabei alle verfügbaren Informationen aus," sagte ein Sprecher.

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