Wer macht das Rennen bei den Vorwahlen zur US-Präsidentschaftswahl? Im Folgenden finden Sie eine Übersicht mit den aussichtsreichsten Kandidaten.
Fast ein Jahr vor der tatsächlichen Präsidentschaftswahl in den USA beginnt mit den Vorwahlen das Rennen um die Nachfolge von George W. Bush. Erstmals seit 1928 geht weder ein amtierender Präsident noch ein amtierender Vizepräsident ins Rennen. Keiner der 16 Kandidaten kann also auf einen Amtsbonus setzen. In beiden Parteien hatten sich bereits Favoriten vom Rest der Bewerber abgesetzt, in den letzten Umfragen verloren sie aber gegenüber ihren Mitbewerbern wieder an Boden. Es folgen Kurzporträts der aussichtsreichsten Anwärter für die Kandidatenkür im kommenden Jahr:
DEMOKRATEN :
HILLARY CLINTON ist trotz einer
aktuellen Schwächephase in den Umfragen nach wie vor deutliche Favoritin.
Die 60-jährige Demokratin streicht im Wahlkampf ihre lange politische
Erfahrung heraus: Als Frau von Ex-Präsident Bill Clinton (1993-2001) hat sie
bereits acht Jahre im Weißen Haus verbracht und vertritt seit dem Jahr 2000
New York im Senat. Hillary Clinton will als erste Frau im US-Präsidentenamt
den Irak-Krieg beenden, das Ansehen der USA im Ausland verbessern und das
Gesundheitswesen reformieren. Im parteiinternen Rennen um die Kandidatur
führt sie noch immer klar mit über 40 Prozent Zustimmung - und nach
derzeitigen Stand könnte sie bei der Wahl jeden republikanischen
Gegenkandidaten schlagen.
BARACK OBAMA präsentiert sich als Garant für einen politischen Neubeginn. Der 46-jährige Senator aus Illinois ist die große Nachwuchshoffnung seiner Demokratischen Partei. Bei seinen Auftritten wird der talentierte Redner umjubelt wie ein Rockstar. Obama wäre der erste farbige Präsident in der US-Geschichte. Er hebt hervor, dass er anders als Clinton von Anfang an gegen den Krieg im Irak war. Kritiker halten Obama einen Mangel an Erfahrung vor. Ein Wahlkampf-Coup gelang ihm zuletzt durch die Unterstützung der prominenten Talk-Showmasterin Oprah Winfrey. Im Rennen um die Kandidatur der Demokraten hat er aufgeholt und liegt derzeit mit rund 25 Prozent hinter Clinton auf Platz zwei.
JOHN EDWARDS tritt als das soziale Gewissen der US-Demokraten auf. Er setzt vor allem auf Arbeitnehmer, die traditionelle Klientel der Demokraten. Der 54-jährige Ex-Senator aus North Carolina hat sich vom Befürworter zum Gegner des Irak-Kriegs gewandelt und verspricht Krankenversicherung für alle US-Bürger. Bei der letzten Wahl 2004 war Edwards an der Seite John Kerrys als Kandidat für die Vizepräsidentschaft unterlegen. In Umfragen liegt er konstant mit rund 12 Prozent auf dem dritten Platz hinter Clinton und Obama.
Weitere, in den Umfragen aber weit abgeschlagene demokratische Kandidaten:
JOSEPH BIDEN, Senator aus Delaware und Vorsitzender des Senatsausschusses für Auswärtige Beziehungen
CHRISTOPHER DODD, Senator aus Connecticut und Vorsitzender des Bankenausschusses des Senats
MIKE GRAVEL, ehemaliger Senator aus Alaska
DENNIS KUCINICH, Abgeordneter im Repräsentantenhaus aus Ohio und 2004 gescheiterter Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur
BILL RICHARDSON, Gouverneur von New Mexico.
REPUBLIKANER:
RUDOLPH GIULIANI liegt in der Gunst der Republikaner noch vorn, schwächelte zuletzt aber deutlich. Der frühere Bürgermeister von New York zählt auf den Heldenstatus, der ihm durch sein Krisenmanagement bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 erwachsen ist. Giuliani will den Einsatz im Irak fortführen und setzt auf militärische Stärke gegen den Terrorismus. Viele Konservative verübeln dem zweifach Geschiedenen aber sein Eintreten für das Recht auf Abtreibung, zuletzt brachten ihn auch Reisen zu seiner damaligen Geliebten auf Steuerkosten in seiner Zeit als Bürgermeister in Bedrängnis. In Umfragen wünschen sich aber immer noch rund 24 Prozent den 63-Jährigen als Kandidaten der Republikaner.
MIKE HUCKABEE ist der Senkrechtstarter der Republikaner: Der 52-jährige Baptistenprediger und frühere Gouverneur von Arkansas konnte seine Umfragewerte in den letzten Umfragen glatt verdoppeln und rückte Giuliani hart auf den Pelz. Er surft auf der Welle der Unzufriedenheit der konservativ-religiösen Wählerbasis mit seinen Mitbewerbern. Was ihm an Wahlkampfgeldern fehlt, macht er durch samtige Rhetorik, Gottvertrauen, aber auch Humor wett. Abtreibungen bezeichnet er allerdings wenig humorig als "Holocaust", die Evolutionstheorie lehnt er ab. Ein mittlerweile wahrscheinlicher deutlicher Sieg in Iowa würde seine Chancen in den nachfolgenden Vorwahlen weiter steigern. Derzeit liegt er bei rund 19 Prozent.
MITT ROMNEY bietet sich als Manager-Typ mit langer Karriere im Geschäftsleben an. Der 60-Jährige wurde als Investmentbanker reich, hat die Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City gemanagt und war Gouverneur von Massachusetts. Romney war früher liberal, präsentiert sich nun aber als konservativ. Auf Skepsis stößt zudem, dass er Mormone ist. Romneys Hoffnung liegt ebenso auf frühen Erfolgen in Iowa und New Hampshire, ihn zur Nominierung tragen könnten. USA-weit liegt er derzeit aber nur bei rund 13 Prozent.
FRED THOMPSON war der Überraschungskandidat der Vorwahlsaison, verlor zuletzt aber deutlich an Boden. Der erfolgreiche Film- und TV-Schauspieler und frühere Senator von Tennessee stieg erst im September ins Rennen der Republikaner ein. Vor allem Parteifreunde vom konservativen Flügel hatten um ihn geworben, dort hat er seine Machtbasis. Seine ersten Wahlkampfauftritte wurden aber weithin als undynamisch und wenig überzeugend kritisiert. Gegenwärtig liegt der 65-Jährige in den Umfragen USA-weit bei lediglich rund 12 Prozent.
JOHN McCAIN ist der große Verlierer der Vorwahlsaison. Als Favorit der Republikaner gestartet, werden dem Senator kaum mehr Chancen eingeräumt. Seine Unterstützung für den Irak-Krieg und die Zuwanderungsreform kostete ihn Zustimmung, sein Wahlkampfapparat entging nur knapp der Finanzpleite. Der 71-Jährige wäre der älteste neu gewählte Präsident der US-Geschichte. Landesweit liegt er derzeit bei etwa 11 Prozent.
Weitere republikanische Kandidaten ohne realistische Chancen:
RON PAUL, texanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus und 1988 Kandidat der Libertarian Party
DUNCAN HUNTER, Abgeordneter im Repräsentantenhaus aus Kalifornien
THOMAS TANCREDO, Abgeordneter im Repräsentantenhaus aus Colorado
Bei den Umfragedaten handelt es sich um Durchschnittswerte, die von der unabhängigen US-Polit-Website "realclearpolitics" laufend aus mehreren, jeweils aktuellen Umfragen ermittelt werden.