Laut Shirreff könnte sich Putin nach einem möglichen Sieg in der Ukraine auf weitere Länder konzentrieren.
Ein ehemaliger NATO-Kommandeur hat eine düstere Prognose über die möglichen Folgen eines US-Austritts aus dem Verteidigungsbündnis abgegeben. Laut Sir Richard Shirreff, dem früheren stellvertretenden Oberbefehlshaber der NATO in Europa, könnte ein Szenario mit dem Rückzug der USA eine ernsthafte Bedrohung für Großbritannien und andere europäische Länder darstellen.
Besonders kritisch sei die Haltung von US-Präsident Donald Trump, der mehrfach Zweifel an der NATO geäußert und die Unterstützung für die Ukraine reduziert habe. Trumps Entscheidungen, darunter das Einstellen der Geheimdienstkooperation und der militärischen Hilfe für die Ukraine, hätten die Allianz geschwächt. Während die USA zuvor etwa 22 % des NATO-Budgets finanzierten, sei ihr Beitrag mittlerweile auf knapp 16 % gesunken.
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Shirreff warnt davor, dass ein von Trump vermitteltes Friedensabkommen, das zur Kapitulation der Ukraine führt, Wladimir Putin nur ermutigen würde, seine militärischen Ambitionen weiter voranzutreiben. Er verweist auf Putins umstrittenen Essay von 2021, in dem der russische Präsident die Eigenständigkeit der Ukraine infrage stellt und behauptet, Russen und Ukrainer seien "ein Volk".
Diese Länder könnten Putins nächste Ziele sein
Laut Shirreff könnte sich Putin nach einem möglichen Sieg in der Ukraine auf weitere Länder konzentrieren. Zunächst würden Moskau-treue Regierungen in Georgien, Moldau und Rumänien installiert. Anschließend könnten die baltischen Staaten ins Visier geraten, was unweigerlich zu einem direkten Konflikt zwischen europäischen Nationen – darunter Großbritannien – und Russland führen könnte.
Dabei werde Russland, so Shirreff, dieselben brutalen Taktiken anwenden, die bereits in der Ukraine beobachtet wurden. Er verweist auf die Zerstörung von Mariupol sowie auf Berichte über Deportationen ukrainischer Kinder, Massenvergewaltigungen und Massaker an Zivilisten. "Das ist, was passiert, wenn Russland angreift: Zuerst kommen die Raketen, dann das ganze Ausmaß der Gewalt", so Shirreff.
Gräueltaten in Butscha
Als Beispiel führt er die Gräueltaten in Butscha an, wo zahlreiche Zivilisten hingerichtet wurden. Russland hat diese Verbrechen bestritten und behauptet, die Vorfälle seien inszeniert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Geschehnisse hingegen als "Völkermord".
Der ehemalige US-Armeekommandeur Ben Hodges warnt ebenfalls vor einer Eskalation. Sollte es zu einem direkten Konflikt zwischen Russland und der NATO kommen, könnten vor allem wichtige Transportzentren wie Flughäfen und Seehäfen ins Visier geraten. Er appelliert an die europäischen Staaten, ihre Verteidigung deutlich zu verstärken, um einem möglichen Angriff Moskaus entgegenzuwirken.