Der 82-Jährige litt an Lungenkrebs. Er führte das Land nach dem Ende der Militärdiktatur 1983 wieder zurück in die Demokratie.
Der argentinische Ex-Präsident Raul Alfonsin ist am Dienstagabend (Ortszeit) in Buenos Aires gestorben. Das berichtete der Fernsehsender TN. Der 82-Jährige litt an Lungenkrebs. Alfonsín ist in die Geschichte Argentiniens als der Präsident eingegangen, der das Land nach der Militärdiktatur (1976-1983) wieder zurück zur Demokratie führte.
Strafverfolgung begrenzt
Unter Alfonsin beschlossenen
Amnestiegesetze begrenzten die Strafverfolgung wegen
Menschenrechtsverletzungen zur Zeit der Militärdiktatur auf die ranghöchsten
Offiziere. Einer unabhängigen Kommission zufolge wurden damals 11.000
Menschen getötet, weil sie angeblich linke Aktivisten waren.
Menschenrechtsgruppen schätzen die Zahl der Opfer auf 30.000. Obwohl das
Oberste Gericht Argentiniens die Straferlassgesetze 2005 kippte, wurden
viele Täter nicht verurteilt.
Der Politiker der in der politischen Mitte angesiedelten Radikalen Bürgerunion (UCR) ist von seinen Landsleuten jedoch auch als der Staatschef bekannt, der den größten Teil der schwerer Menschenrechtsverbrechen bezichtigten niederen Dienstränge aus Militär und Polizei straffrei ausgehen ließ. Er berief sich bis zuletzt darauf, dass er unter der ständigen Bedrohung durch Militärrebellionen keine andere Wahl gehabt habe. Historiker haben dies jedoch in Zweifel gezogen und darauf verwiesen, dass er von Anfang an den niederen Dienstgraden eine Bestrafung ersparen wollte.
Negative Wirtschaftsbilanz
Völlig negativ ist die Bilanz seiner
Wirtschaftspolitik. Er bekam die Auslandsschulden, die während der
Herrschaft der Militärs explodiert waren, nicht in den Griff. Zum Schluss
seiner Amtszeit 1989 war das Land von Hyperinflation geplagt und steuerte
auf die Zahlungsunfähigkeit zu. Seinem gewählten Nachfolger, dem Peronisten
Carlos Menem, musste er die Regierungsgeschäfte deshalb im Juli 1989 fünf
Monate früher als vorgesehen übergeben.
Alfonsin wurde am 12. März 1927 in der Kleinstadt Chascomus südlich von Buenos Aires als Sohn eines Kaufmanns geboren. Er studierte in La Plata Rechtswissenschaft und trat schon Anfang der 50er Jahre in die Politik ein. Er hinterlässt seine Frau Maria Lorenza und sechs Kinder.