Neun Demonstranten kamen bei einer Demo gegen Stromabschaltungen in Beirut ums Leben. Mehrere Tatverdächtige wurden nun festgenommen.
Nach dem Tod von mindestens neun Demonstranten bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Opposition und Sicherheitskräften sind am Sonntag in Beirut mehrere Verdächtige festgenommen worden. Soldaten stürmten ein Gebäude in dem Unruheviertel und führten nach Augenzeugenberichten mindestens vier Menschen ab. Bei den Zusammenstößen waren wenigstens 22 Menschen nach offiziellen Angaben verletzt worden.
Ministerpräsident Fuad Siniora erklärte den heutigen Montag zum Trauertag. Alle Schulen und Universitäten sollten geschlossen bleiben, erklärte Siniora am Sonntagabend in Beirut.
Protest gege Stromabschaltungen
Der Protest richtete sich gegen
häufige Stromabschaltungen. Das Militär hatte nach eigenen Angaben
Warnschüsse über die Köpfe der Demonstranten abgegeben, die tödlichen
Schüsse seien jedoch "von bisher unbekannter Seite"
abgefeuert worden. Noch am Abend wurde eine offizielle Untersuchung
eingeleitet. Auch Teilnehmer der Demonstration berichteten, dass die
tödlichen Schüsse nicht von den Soldaten abgegeben worden seien, sondern
dass vielmehr aus nahe gelegenen Häusern auf den Protestzug geschossen
worden sei.
Mehrere Dutzend Demonstranten hatten im Süden der Hauptstadt mit brennenden Reifen eine Straßenblockade errichtet, verlautete aus Sicherheitskreisen. Die Armee habe Warnschüsse abgefeuert, um sie auseinanderzutreiben. Die Demonstranten zogen anschließend weiter und blockierten die Straße zum Flughafen mit brennenden Reifen. Sie steckten zudem Autos in Brand. Die Lage entspannte sich zunächst. Nach Bekanntwerden der Opferzahlen herrschte am Abend erneut Spannung in der Stadt.
Amal-Miliz
Die Demonstranten waren Anhänger der schiitischen
Amal-Bewegung, die zu den engsten Verbündeten der pro-syrischen Hisbollah
gehört. Offiziell richtete sich der Protest gegen häufige Stromausfälle in
den südlichen Vororten Beiruts, die als Hochburg der Hisbollah gelten.
Ähnliche Vorfälle waren in den vergangenen Wochen von der Armee rasch
beendet worden.
Anti-syrische Politiker äußerten sich besorgt, dass die von Syrien und dem Iran unterstützte Opposition versuchen könnte, derartige Aktionen als Vorwand zu nutzen, um die pro-westliche Regierung von Fuad Siniora zu Fall zu bringen. Politisch steckt das Land seit mehr als einem Jahr in der Krise, weil sich pro- und anti-syrische Kräfte nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen können. Verschärft wurde die Krise noch dadurch, dass sich beide Seiten seit Monaten nicht auf einen Nachfolger für Präsident Emile Lahoud verständigen konnten, dessen Amtszeit im November abgelaufen ist.
Die Außenminister der Arabischen Liga wiesen bei einer Sitzung in Kairo einen syrischen Vorschlag zurück, der mehr Einfluss für die pro-syrischen Kräfte in der libanesischen Regierung verlangt hatte.