Die Vertreter der 145 Staaten des Weltklimawandes empfehlen indirekt die Fortsetzung des umstrittenen Kyoto-Protokolls.
Der Weltklimarat hält die Folgen des Klimawandels für unumkehrbar. "Selbst unter den striktesten Klimaschutzszenarien sind eine weitere Erwärmung und einige der damit verbundenen Auswirkungen im Laufe des 21. Jahrhunderts bereits unvermeidlich", zitierte die "Berliner Zeitung" (Mittwochsausgabe) aus dem ihr vorliegenden Entwurf für den neuesten Weltklimabericht. Derzeit beraten im spanischen Valencia die Vertreter der 145 Staaten des Weltklimarates (IPCC) hinter verschlossenen Türen über die Endfassung des Papiers.
Mehrere unvermeidliche Folgen
Zu den unvermeidlichen Folgen
gehören laut Entwurf ein zunehmender Wassermangel, mehr Dürren, ein erhöhtes
Risiko von Waldbränden sowie ein weiterer Anstieg des Meeresspiegels. Ohne
durchgreifende Änderungen in der Klimapolitik würden bis 2100 hunderte
Millionen Menschen unter Wassermangel leiden, mehr als 40 Prozent aller
Arten aussterben und 30 Prozent aller Küstenfeuchtgebiete verloren gehen.
Durchschnittstemperaturen steigen immer weiter
In seinen
Berechnungen geht der Rat davon aus, dass selbst für den Fall, dass ab
sofort gar keine Treibhausgase mehr emittiert würden, die weltweiten
Durchschnittstemperaturen wegen den langen Reaktionszeiten in der Atmosphäre
bis Ende dieses Jahrhunderts um bis zu 0,9 Grad Celsius steigen werden.
Falls die Emissionen weiter zunehmen, sei mit einem Anstieg um bis zu 6,4
Grad zu rechnen. Unter diesen Bedingungen könnte der Meeresspiegel dem
Entwurf zufolge im Verlauf der nächsten Jahrhunderte sogar bis zu sieben
Meter ansteigen, das grönländische Eisschild wäre demnach dann "praktisch
vollständig" verschwunden.
Nächste Seite: Handlungsempfehlungen
Der Bericht beschreibt auch die Klimabilanz der vergangenen Jahre. So gehörten laut Entwurf elf der vergangenen zwölf Jahre zu den wärmsten Jahren seit Wetteraufzeichnungen, im vergangenen Jahrhundert seien die Temperaturen um 0,7 Grad gestiegen. Seit 1993 sei der Meeresspiegel um etwa drei Millimeter im Jahr angewachsen. Dies sei "Folge menschlicher Aktivitäten", stellt der Klimarat fest und meint den wachsenden Ausstoß von Treibhausgasen.
Handlungsempfehlungen
Bei den Handlungsempfehlungen spricht sich
der Rat indirekt für eine Fortführung des besonders in den USA umstrittenen
Klimaschutzprotokolls von Kyoto aus. Der Vertrag, in dem sich viele Staaten
erstmals zu konkreten Emissionsminderungen verpflichtet hatten, habe
"bemerkenswerte Errungenschaften" vorzuweisen, die eine Grundlage für eine
künftige Klimapolitik sein könnten. Explizit erwähnt der Rat die Einrichtung
eines weltweiten Kohlendioxidmarktes, verstärkte Anstrengungen in der
Forschung und Entwicklungshilfe, eine sachgemäße Biomasseproduktion und
Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs in Gebäuden und in der
Forstwirtschaft. Energiesparen müsse "eine Schlüsselrolle spielen".
Laut dem Entwurf rechnet sich der Kampf gegen die Erderwärmung auch ökonomisch. Der Nutzen des Klimaschutzes überwiege die Kosten, heißt es.